Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 36 St. Jacobi 1353, E.15.–A.16.Jh., 17.–18.Jh., 1805

Beschreibung

Grabplatte für Hinrich N. N. (B) und J. B. Keiser (E). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im ersten Joch des südlichen Seitenschiffs, an der Außenwand aufgestellt.1) Die umlaufende Inschrift A ist bis auf wenige Buchstaben an der oberen Schmal- und der rechten Langseite zerstört. Wenig unter dem oberen Rand des Innenfeldes querlaufend und nach rechts A störend Inschrift B für Hinrich N. N. Darunter die Vertiefung für einen gelehnten Wappenschild, dessen Bild getilgt oder dessen Metalleinlage verloren ist. Im Zentrum der Platte zwei Wappenschilde. Der obere mit einer Hausmarke (H8) begleitet von den Initialen C. Das Wappenbild des unteren, gestürzt angebrachten ist ausgemeißelt. Ober- und unterhalb der beiden Schilde die Inschriften E1 und E2 für J. B. Keiser. E2 überlagert die ausgemeißelte, aber teilweise noch lesbare Inschrift D. Inschrift B erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Inschrift A ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 217 cm, Br. 118 cm. Bu. 13 cm (A), 10,5 cm (B), 6 cm (C), 5,5 cm (D), 4–5 cm (E).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A), gotische Minuskel (B), Kapitalis (C, D), mit Versalien (E).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [A]ṆṆỌ ˑ ḌỌṂỊṆỊ ˑ M ˑ / [ˑ CCC] ˑ LIII ˑ [DOMINICA] ˑ [ - - - ] / [ - - - ] / [ - - - ORATE PRO - - - ]

  2. B

    desse ste(n) hort henrick [ - - - ]

  3. C

    B B

  4. D

    DIESE BEGREBNIS GEHO[RE]T / [ - - - ] / [ - - - ] / [ - - - ] 1[...]

  5. E1

    SELIG SIND DIE TODTENa) / DIE IN DEN HERN RUHN / VON NUN AN BIS / IN EWIGKEIT2)

  6. E2

    DIESES BEGRÄBNIS SOL / NICHT EHER GEÖFNET / WERDEN BIS AM / IUNGSTEN TAGE / J B KEISER GREIFSWALD / DEN 12TEN NOVEMBER / 1805

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1353 am Sonntag (...). Betet für (...). (A)

Wappen:
Balke

Kommentar

Die Person, der die Grabplatte ursprünglich gewidmet war, ist aufgrund der starken Beschädigung von Inschrift A nicht mehr feststellbar. Später ging die Platte an einen Hinrich, dessen Nachname nicht mehr lesbar ist, über. Dessen Inschrift (B) wurde in einer Variante der späten Form der gotischen Minuskel ausgeführt, die sich vom Ende des 15. bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts nachweisen lässt (Bokholt-Gruppe, siehe Einleitung, Kap. 8). Danach haben zwei unbekannte Besitzer ihre Wappen auf der Platte anbringen lassen. Das Wappenbild des einen wurde wieder getilgt, das andere zeigt eine Hausmarke (H8), die auch auf einer Grabplatte der Marienkirche erscheint (Kat.-Nr. 176) und dort Joachim Balke zuzuordnen ist. Da die Hausmarke hier von den Initialen B B begleitet wird (C), liegt es nahe, als Inhaber des Wappens und zeitweiligen Besitzer der Grabplatte ein Mitglied der Familie Balke anzunehmen. 1805 war die Platte im Besitz von J. B. Keiser, der eine ewige Liegezeit verfügte (E).3)

Textkritischer Apparat

  1. Die beiden letzten Buchstaben aus Platzgründen kleiner ausgeführt.

Anmerkungen

  1. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Jacobi, Nr. 5.
  2. Off. 14,13.
  3. Die Familie Keiser bewohnte später das Haus Steinbeckerstr. 12 und betrieb einen Seidenhandel sowie ein Spielwarenlager. Im 18. Jahrhundert wurden zwei Familienmitglieder in das Bürgerschaftliche Kollegium der Stadt aufgenommen, 1735 Adam und 1795 Johann Christian Keiser († 1808); Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 140, 145; Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 659.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 639 (A), 655 (E1), 659 (E2).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 36 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0003600.