Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 28 St. Nikolai 1.H.14.Jh., vor 1528, 1688, 1800

Beschreibung

Grabplatte für Matthäus Bolhagen (B), Johannes Crasemann (C) und Karl Friedrich Pogge (D). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im ersten Joch des südlichen Seitenschiffs.1) Die Ecken links fehlen. Umlaufend die nur noch in einigen Buchstaben an der oberen Schmal- und in der Mitte der rechten Langseite erhaltene Inschrift A. Im oberen Drittel der Platte die am Zeilenanfang zerstörte Inschrift B für Matthäus Bolhagen, die rechts in die Schriftleiste von A hineinragt. Zu ihr gehört ein darunter eingehauener, gelehnter Schild mit einer Hausmarke (H7). Unterhalb der Plattenmitte auf dem Kopf stehend das kaum noch erkennbare Wappen der Familie Schwarz. An der unteren Schmalseite Inschrift C für Johannes Crasemann, darüber auf der Mittelachse der Platte Nummerierung E. Links und rechts von E Inschrift D für Karl Friedrich Pogge. Bei C und D fehlt der Textanfang wegen der verlorenen Ecke. Inschrift B erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Inschrift D ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 216 cm, Br. 134 cm. Bu. 12 cm (A), 9 cm (B), 6 cm (C), 7 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A), gotische Minuskel (B), Kapitalis mit Versalien (C, D).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [...]Oa) [ - - - ] / [ - - - ]JN[ - - - ]

  2. B

    [ma]tteves ˑ bolhage(n)b) ˑ vn(de) ˑ syne(n) erue(n)

  3. C

    [JOH]AN CRASEMAN UND / SEINEN ERBEN GEHORET / [ - - - ]c) BEGRABNIS ZU / [AN]NO 1688

  4. D

    [CAR]L . FR(IEDRICH) . // . POGGE . 1800

  5. E

    249

Wappen:
Bolhagen
Schwarz I

Kommentar

Inschrift A ist aufgrund der Verwendung der erhabenen gotischen Majuskel auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu datieren. Inschrift B zeigt die vom vierten Viertel des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts gebräuchliche Spätform der gotischen Minuskel (Bokholt-Gruppe, siehe Einleitung, Kap. 8).

Da sich von Inschrift A nur wenige Reste erhalten haben, lässt sich der Erstbesitzer der Platte nicht mehr feststellen. In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts kam sie an den Ratsherrn Matthäus Bolhagen († 1528, B), der in der Nikolaikirche zwei weitere Grabplatten besaß.2) Seine Tochter Tita war mit dem Ratsherrn Joachim Schwarz d. Ä. († 1545) verheiratet.3) Wie das Schwarz’sche Wappen zeigt, gelangte die Platte anscheinend auf dem Erbweg in den Besitz ihres Sohnes, des Ratsherrn Joachim Schwarz d. J. († 1586).4) Dessen Tochter Elisabeth (1558–1628) heiratete den Anwalt Matthias Damaschke aus Wolgast (Ldkr. Vorpommern-Greifswald). Das Ehepaar besaß ein Haus am Fischmarkt/Ecke Lappstraße (Kat.-Nr. 265). Ihre Tochter Elisabeth (1586–1629) vermählte sich 1611 mit Joachim Crasemann (1568–1650) aus Wolgast.5) Deren Sohn Johannes (1620–um 1690) heiratete 1652 Anna Rose, 1677 Lucia Mengdehl.6) Er kam 1688 in den Besitz der Grabplatte (C). Karl Friedrich Pogge7) erwarb sie schließlich 1800 (D) aus dem Besitz der Kirche, in den sie im 18. Jahrhundert gelangt sein muss (E).

Textkritischer Apparat

  1. [...]O] Wahrscheinlich zu ergänzen zu ANNO.
  2. [ma]tteves ˑ bolhage(n)] h shwarte Pyl.
  3. Zu ergänzen ist ‚dieses‘.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 296. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 258.
  2. Kat.-Nr. 118, 220 (zu seiner Person siehe dort).
  3. Pyl, Genealogien 5, S. 347 (Nr. 382).
  4. Pyl, Genealogien 5, S. 359f. (Nr. 399).
  5. Joachim Crasemann kam 1622 in den Besitz einer Platte in der Nikolaikirche (Kat.-Nr. 221), die ebenfalls Joachim Schwarz d. J. gehört hatte.
  6. Schubert, Trauregister 9, S. 9 (Nr. 343), S. 18 (Nr. 773).
  7. Bei Karl Friedrich Pogge kann es sich um den Älteren, Ratsherr von 1786–1792, gestorben 1840, oder um dessen Sohn, Ratsherr von 1818 bis 1823, gestorben 1841, handeln. Gesterding, Zweite Fortsetzung, S. 70 (Nr. 588), S. 88 (Nr. 774); Pyl, Genealogien 5, S. 189 (Nr. 582), S. 190 (Nr. 602).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 404 (A), 417 (B), 452 (C), 473 (D).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 28 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0002808.