Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 13 St. Marien 1336, 1.H.16.Jh., um 1635, 1679 o. später

Beschreibung

Grabplatte für Joachim und Hans Vargatz (B), Ilsebe und Lisebet Graskröger (C) sowie für Gabriel Schade und Daniel Raderecht (D). Kalkstein. Hochrechteckige Platte zwischen dem vierten und fünften Joch des nördlichen Seitenschiffs vor dem vierten Pfeiler.1) Es handelt sich um den oberen Teil einer ehemals wahrscheinlich fast doppelt so langen Grabplatte. Die Bruchstelle an der unteren Schmalseite verläuft unregelmäßig. Von der zwischen einfachen Linien und Eckrosetten umlaufenden Inschrift A ist daher der Text im Bereich der unteren Enden der Langseiten sowie der unteren Schmalseite verloren. Die verbliebenen Buchstaben sind abgetreten, aber noch überwiegend lesbar. Als Worttrenner dienen Doppelpunkte. Am oberen Rand des Innenfeldes Inschrift B für Joachim und Hans Vargatz. Darunter in der Plattenmitte ein dazugehöriger gelehnter Wappenschild, der links eine ältere Hausmarke (H2) stört. Im unteren Drittel des Steins untereinander die Inschriften C für Ilsebe und Lisebet Graskröger sowie D für Gabriel Schade und Daniel Raderecht. Links neben dem Wappen Nummerierung E. Die Inschriften A und B erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen sind eingehauen.

Maße: H. 172 cm, Br. 151 cm. Bu. 9 cm (A, B), 5 cm (C), 6 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A), gotische Minuskel (B), Kapitalis (C), mit Versalien (D).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    ANNO : DOMINI : M / CCC : XXX ˑ VI : SABBATO : [ - - - ] / [ - - - ] / [ - - - ] ORATE : PRO : ANIMA ˑ E(IUS)

  2. B

    iochym vn(de) hans vorgasse broder

  3. C

    ILSEBEa) GRASKRÖGERS ERBLICH

  4. D

    DIESER STEIN UND BEGREBNIS / VON 2 . LEICHEN BREIT GEHÖRET / GABRIEL SCHADEN / UND DANIEL RADERECHT / [UND IHRER] B[EI]DERSEITS ERBEN

  5. E

    8

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1336 am Samstag (...). Betet für seine/ihre Seele. (A)

Wappen:
Vargatz

Kommentar

Der Name der 1336 verstorbenen Person, der die Grabplatte ursprünglich gewidmet war, ist durch den Verlust des entsprechenden Teils von Inschrift A nicht mehr festzustellen. Die Brüder Joachim und Hans Vargatz, in deren Besitz die Platte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gelangte, waren vermutlich Söhne des Ratsherrn Stephan Vargatz († 1503). Joachim Vargatz wurde 1515 an der Greifswalder Universität immatrikuliert, Hans ist von 1544 bis 1548 als Provisor der Marienkirche nachzuweisen.2)

Der Schriftform von Inschrift C nach zu urteilen kam die Platte in den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts in den Besitz von Ilsebe Graskröger (Krakewitz-Gruppe, vgl. Einleitung, Kap. 8).3) Der Vorname wurde später zu LISEBET verändert. Die Veränderungen zeigen dieselben Schriftmerkmale wie die unmittelbar unter C angefügte Inschrift für Gabriel Schade und Daniel Raderecht, die von einer Werkstatt ausgeführt wurde, deren Tätigkeit sich von der Mitte des 17. bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts belegen lässt. Lisebet, bei der es sich um eine Tochter Ilsebes handeln wird, vermählte sich im September 1679 mit dem in Inschrift D genannten Gabriel Schade.4) Daniel Raderecht, der im Oktober 1680 Sophia Francke heiratete,5) könnte ein Bruder Lisebets aus anderer Ehe gewesen sein. Anscheinend brachte Lisebet ihren Erbanteil in die Ehe mit Gabriel Schade ein. Bei der Kennzeichnung der Platte wurde die Inschrift für Lisebet wahrscheinlich aus Sparsamkeitsgründen aus derjenigen ihrer Mutter modifiziert, für die beiden übrigen Miteigentümer aber eine neue Inschrift angebracht. Zwischenzeitlich befand sich die Platte im Kirchenbesitz (E).

Textkritischer Apparat

  1. ILSEBE] Später zu LISEBET verändert.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 154. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 120.
  2. Pyl, Genealogien 5, S. 294 (Nr. 306); Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 927; Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 175. Gertrud Vargatz, bei der es sich vermutlich um eine Schwester von Hans und Joachim handelt, besaß ebenfalls eine Grabplatte in der Marienkirche (Kat.-Nr. 131).
  3. Auf einer weiteren Grabplatte der Marienkirche (Kat.-Nr. 398) befindet sich eine ins Jahr 1635 datierte Inschrift (A), die in derselben Weise ausgeführt wurde.
  4. Schubert, Trauregister 9, S. 19 (Nr. 800).
  5. Schubert, Trauregister 9, S. 19 (Nr. 811).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 547 (A), 569, Tf. IV.4 (B), S. 601 (C, D).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 13 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0001307.