Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 447(†) St. Nikolai 1602, 1659

Beschreibung

Epitaph für Joachim Stephani und seine Ehefrau Barbara Ribow sowie für ihre früh verstorbenen Kinder. Holz, gefasst. Im Ostbereich des Chorumgangs, zu Beginn des 19. Jahrhunderts an einem der nördlichen Pfeiler des Mittelschiffs.1) Vor 19892) und 2009/2010 restauriert. Dabei wurde die eingeritzte Jahreszahl A unten am rechten Pilaster des Mittelteils in einem der vergoldeten Reliefs sichtbar. Inschrift B, mit Interpunktionszeichen, auf einer querrechteckigen Tafel unterhalb des Gemäldes der vor einem Kreuz mit dem Titulus C knienden Familie Stephani. In den Ecken der Tafel zwei Vollwappen. Inschrift D auf dem Gebälk oberhalb eines Gemäldes, das die Auferweckung des Lazarus zeigt und nach oben durch einen Rundbogen abgeschlossen wird.

Maße: H. 360 cm, Br. 180 cm (nach Pyl, Baier).

Schriftart(en): Kapitalis (C), mit Minuskel (B), Fraktur (D).

Jürgen Herold [1/4]

  1. A

    ˑ 1602 ˑ

  2. B

    IOACHIMUS STEPHANI et BARBARA RIBOW hoc Epitaphium li=/beris suis 1a) Barbarae 2 Joachimo 3 in utero mortuo 4 Catharinae 5 Johanni 6 Chris=/stophoro Per mortem in vitam caelestem translatis 7 Laurentio adhuc superstiti. / et sibi Posuerunt, A(nn)o 1602. Post et Parentum ossa locus inferior recepit. Cum ve=/ro vis ventorum Anno 1650 hoc Monumentum una cum Templo deiecisset / Laurentius filius iDb) reparari sategitc) quidem sed fato Praeventus illud Curae / haeredibus demandavit.d) qui ex votoe) Consummarunt Anno. M. DC.LIX

  3. C

    I(ESUS) N(AZARENUS) R(EX) I(UDAEORUM)3)

  4. D

    Jch bin die Aufferstehung vndt das Leben.4)

Übersetzung:

Joachim Stephani und Barbara Ribow ließen dieses Epitaph für ihre Kinder 1. Barbara, 2. Joachim, 3. ein im Mutterleib gestorbenes, 4. Katharina, 5. Johannes, 6. Christoph, die durch den Tod ins ewige Leben eingegangen sind, für 7. Lorenz, der noch lebte, und für sich selbst im Jahr 1602 errichten. Und danach hat das unterirdische Grab die Knochen der Eltern aufgenommen. Als aber die Gewalt der Winde im Jahr 1650 dieses Denkmal zusammen mit der Kirche zum Einsturz brachte, hat ihr Sohn Lorenz sich eifrig bemüht, dass es wiedererrichtet wurde, dies aber – durch das Schicksal daran gehindert – den Erben als Aufgabe anvertraut, die es auf seinen Wunsch im Jahr des Herrn 1659 ausgeführt haben. (B)

Wappen:
StephaniRibow I

Kommentar

Das Epitaph wurde zuerst 1602 für die verstorbenen Kinder des Joachim Stephani und der Barbara Ribow errichtet; zu den Personen vgl. Kat.-Nr. 351. Nachdem das Denkmal 1650 durch herabstürzende Mauerteile beschädigt worden war, wurde es 1659 unter Wiederverwendung von Teilen des ursprünglichen Epitaphs (A, B, vielleicht auch D) durch die Erben des Lorenz Stephani erneuert.

Textkritischer Apparat

  1. Hier und in den folgenden Fällen fehlen bei Dähnert die Ziffern 17 vor den Namen der Kinder, gelegentlich wird stattdessen eine et-Ligatur wiedergegebeen.
  2. Minuskel-i gefolgt von kapitalem D.
  3. sategit ] Wohl falsch für fatigat.
  4. demandavit] commendavit Dähnert.
  5. ex voto] hoc Dähnert.

Anmerkungen

  1. So Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 445 Anm. 2, nach Biederstedt, Nikolaikirche, S. 50.
  2. Zur Restaurierung vor 1989 vgl. Blühm, Ausstattung, S. 54.
  3. Io. 19,19.
  4. Jh. 11,25.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 447.
  2. Dähnert, Denkmale, S. 278 (Nr. XVI; beide B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 447(†) (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0044703.