Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 427 St. Marien 1650

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte für Franz Stypmann. Kalkstein. Quadratische Platte im fünften Joch des südlichen Seitenschiffs.1) Es handelt sich um den unteren Teil einer ehemals hochrechteckigen Platte. Von der rechten oberen Ecke bis zur Mitte der rechten Langseite fehlt ein keilförmiges Stück. Am oberen Plattenrand der untere Teil einer Kartusche aus Rollwerk mit Inschrift A. Unten wird die Kartusche durch einen geflügelten Puttenkopf abgeschlossen. Der obere Teil mit dem Anfang der Inschrift ist verloren. Unter dem Puttenkopf nach links versetzt Nummerierung B. Beide Inschriften sind eingehauen.

Maße: H. 114 cm, Br. 110 cm. Bu. 4,5 cm (A).

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [ - - - ] / IV KAL(ENDAS) MARTIAS ANNO MDCLa) / FATO FUNCTUS HEIC QUIESCIT / POSTQUAM VIXISSET / ANNOS XXXVII / MENSES VIII / DIES VIII / EXPECTAT RESVRECTIONEM

  2. B

    8

Übersetzung:

(...) am vierten Tag vor den Kalenden des März (26. Februar) im Jahr 1650 vollendete er sein Schicksal. Hier ruht er, nachdem er 37 Jahre, acht Monate und acht Tage gelebt hatte, (und) erwartet die Auferstehung. (A)

Kommentar

Der obere Teil von Inschrift A mit dem Namen ist zwar verloren, die Angaben zum Todestag und zur Lebenszeit verweisen jedoch eindeutig auf den Professor Franz Stypmann. Geboren am 14. Juni 1612 als Sohn des gleichnamigen Kaufmanns und der Barbara Botters, studierte er nach dem Besuch der Stadtschule und längerem Privatunterricht an den Universitäten in Greifswald, Königsberg (Kaliningrad) und Rostock. 1633 unternahm er eine Bildungsreise in die Niederlande, 1635 war er als Gesandter des königlich schwedischen Rates Alexander Erskein an den Verhandlungen vor dem Prager Frieden beteiligt. Zwei Jahre später verlieh ihm die Greifswalder Universität den Grad eines Lizentiaten, 1639 wurde er dort zum Professor der Rechte berufen und im gleichen Jahr zum Doktor der Rechte promoviert. 1641 vermählte er sich mit Elisabeth Hartmann,2) 1642 erlangte er das Amt eines Hofgerichtsrates. Er starb an der Schwindsucht.3) Seine Grabplatte kam später in den Besitz der Marienkirche (B).

Textkritischer Apparat

  1. M und D als neulateinische Zahlzeichen ausgeführt.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 196.
  2. Schubert, Trauregister 9, S. 8 (Nr. 293).
  3. Alvermann/Dahlenburg, Köpfe, S. 193.

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 427 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0042701.