Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 412† St. Nikolai 1639?

Beschreibung

Epitaph für den Bürgermeister Christoph Engelbrecht und seine Ehefrau Gertrud Schuhmacher. Bereits vor der Neugestaltung von St. Nikolai (begonnen 1823) zerstört.1)

Inschrift nach Dähnert.

  1. Monumentum Domini Christophori Engelbrecht Consiliarii quondam Provincialis et Consulis Rei publicae huius optime meriti et coniugis eius suavissimae Dominae Gertrudis Schumacheriae horumque VI Liberorum infra nominatorum illorumque descendentium piis manibus sacrum restauratum A(nno) O(rbis) R(edempti) MDCXIXa)

    H(e)rb) Jürgen Engelbrecht Fr(auw) Christina Engelbrechts 
    Fr(auw) Ilsabe Milliesc) H(e)r Erich Schlichtkrull 
    Fr(auw) Gertrud Engelbrechts Fr(auw) Regina Engelbrechts 
    H(e)r Baltzer Nürnberg H(e)r Claus Bukow 
    Fr(auw) Ilsabe Engelbrechts Fr(auw) Catharina Engelbrechts 
    H(e)r Carsten Schwartz H(e)r Jacob Rung 

Übersetzung:

Denkmal des Herrn Christoph Engelbrecht, einst Rat der Provinz und hochverdienter Bürgermeister dieses Gemeinwesens, und seiner sehr geliebten Ehefrau, Frau Gertrud Schuhmacher, und dem frommen Gedächtnis ihrer unten genannten sechs Kinder und ihrer Nachkommen geweiht. Wiederhergestellt im Jahr nach der Erlösung des Erdkreises 16(..).

Kommentar

Christoph Engelbrecht (* 1550) wurde 1588 Ratsmitglied und war von 1613 bis zu seinem Tod im Jahr 1636 Bürgermeister.2) Zu Lebzeiten erwarb er eine Grabplatte in St. Nikolai (Kat.-Nr. 141). Seine Eltern waren das Ratsmitglied Joachim († 1573) und dessen zweite Ehefrau Christina Gruwel. Christophs Ehefrau Gertrud Schuhmacher wurde am 3. April 1564 geboren und starb im April 1626.3)

Der von Dähnert überlieferte Wortlaut der Inschrift wirft Fragen auf, die sowohl das Entstehungsjahr des Epitaphs als auch die genannten Engelbrecht’schen Kinder betreffen, unter deren Namen die der jeweiligen Ehepartner aufgeführt werden. Das Epitaph kann nicht vor dem Tod des Christoph Engelbrecht (1636) errichtet worden sein. Gegen die Datierung des Epitaphs in das Jahr 1619 spricht auch, dass Jürgen (Georg) Engelbrecht erst 1602 geboren wurde, in der Inschrift aber bereits mit seiner Ehefrau Ilsabe Millies genannt wird. Für eine mögliche Datierung in das Jahr 1639 spräche unter anderem, dass in diesem Jahr beide Eltern verstorben waren. Damit ist jedoch nicht geklärt, wieso in der Inschrift nur sechs von acht Söhnen und Töchtern genannt sind. In der Namensliste fehlen Joachim (1585–1631, verheiratet mit Katharina Tide) und Christoph Engelbrecht (1601–1630). Der relativ frühe Tod von Joachim und Christoph kann nicht die Ursache für das Fehlen ihrer Namen sein, denn beispielsweise war die inschriftlich genannte Tochter Gertrud bereits im Jahr 1628 gestorben.

Textkritischer Apparat

  1. MDCXIX] Zu dieser Jahreszahl vgl. den Kommentar.
  2. Die Anordnung der Namen in Spalten so bei Dähnert.
  3. Millies] Millins Dähnert.

Anmerkungen

  1. So Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 386, Anm. 1, auch S. 292f., Anm. 3.
  2. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 212 (Nr. 6), S. 213 (Nr. 20). Ein Trauergedicht für Christoph Engelbrecht in UB Greifswald, Vitae Pomeranorum, Bd. 10. Vgl. auch Wernicke, Greifswald, S. 537f. (Liste der Greifswalder Bürgermeister), hier S. 537.
  3. Lange, Vitae Pomeranorum, S. 308. Vgl. die Leichenpredigt für Gertrud Schuhmacher in UB Greifswald, Vitae Pomeranorum, Bd. 103.

Nachweise

  1. Dähnert, Denkmale, S. 281 (Nr. XXI).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 412† (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0041200.