Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 301 St. Nikolai vor 1609, vor 1614, 1662–1673

Beschreibung

Grabplatte für Joachim Westphal (A), für Joachim Erich und Elisabeth Westphal (B) sowie für Anna Erich und Abraham Battus (C). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im ersten Joch des nördlichen Chorumgangs.1) Im oberen Drittel Inschrift A für Joachim Westphal. Darunter nebeneinander zwei zugehörige Wappenschilde mit Hausmarken (H77, H82), die heraldisch rechte stark abgetreten. In der Plattenmitte Inschrift B für Joachim Erich und Elisabeth Westphal, direkt darunter C für Abraham Battus und Anna Erich. Sie überlagert Spuren einer älteren, nicht mehr lesbaren Inschrift. Im unteren Plattendrittel Nummerierung D. Alle Inschriften sind eingehauen.

Maße: H. 215 cm, Br. 124 cm. Bu. 4 cm (A), 4,5 cm (B, C).

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    ˑ HER ˑ IOACHIM ˑ WESTFALL ˑ VND / ˑ SINEN ˑ ERVEN ˑ

  2. B

    H(ER) IOACHIM ERICH / ELIS(ABETH) WESTPHALS

  3. C

    D(OCTORIS) ABR(A)H(AE) BATTI . G(ENERALIS) SUPERIN(TENDENTIS) / ANNA ˑ ERICHIN

  4. D

    203

Übersetzung:

(Begräbnis des) Doktors Abraham Battus, Generalsuperintendent. (C)

Wappen:
Westphal II, Nürenberg II

Kommentar

Joachim Westphals (A) gleichnamiger Vater war aus Anklam (Ldkr. Vorpommern-Greifswald) nach Greifswald übergesiedelt, hatte hier zwischen 1537 und 1540 das Bürgerrecht erworben und sich mit Margarete, Tochter von Hermann Lowe, vermählt, die später eine zweite Ehe mit Jasper Apenborg einging. Joachim d. J. (* 1540) wurde 1573 als Ratsherr Beisitzer des Stadtgerichts und 1578 Gerichtsvogt. Außerdem war er Provisor des Georgenhospitals und erwarb 1596 das Haus neben dem seines Vaters in der Büchstraße (heute Johann-Sebastian-Bach-Straße). Er heiratete Liboria Nürenberg, Tochter des Ratsherrn Balthasar Nürenberg († 1580), und starb im Jahr 1609.2)

Die Platte ging danach auf dem Erbweg an seine Tochter Elisabeth (B) und deren Ehemann, den Ratsherrn Joachim Erich, über. Joachim Erich war der Sohn des gleichnamigen Bürgermeisters († 1598) und der Anna Völschow,3) einer Tochter des Ratsherrn Martin Völschow († 1590). Im Jahr 1569 geboren, immatrikulierte er sich 1584 an der Universität Greifswald, wurde 1610 Ratsherr, war außerdem Provisor des Georgenhospitals und starb 1613 oder 1614.

Anschließend kam die Grabstelle an die aus Joachim Erichs Ehe mit Elisabeth Westphal stammende Tochter Anna (* Januar 1610), die sich 1633 mit Abraham Battus vermählte. Die entsprechende Inschrift C wurde jedoch erst nach Annas Tod († 29. April 1638) angebracht, nachdem sich Abraham Battus erneut verheiratet hatte und 1662 zum Generalsuperintendenten ernannt worden war. Abraham Battus wurde 1606 als Sohn von Bartholomäus Battus und Emerentia Schwarz in Greifswald geboren. Er studierte in Rostock und Königsberg und erlangte 1632 eine Professur für Logik und Metaphysik an der Greifswalder Universität. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete er 1640 Anna Funck (1620–1670). 1650 wurde ihm eine theologische Professur und das Pastorat von St. Jacobi übertragen, 1653 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. Seit 1658 nahm er das Amt des Generalsuperintendenten zunächst kommissarisch, seit 1662 endgültig wahr. Er starb am 23. September 1673.4) Später war die Platte im Besitz der Nikolaikirche (D).

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 84. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 121.
  2. Pyl, Genealogien 5, S. 370f. (Nr. 414)
  3. Zum Epitaph für Joachim Erich († 1598) und Anna Völschow, ehemals in der Marienkirche, siehe Kat.-Nr. 305.
  4. Alvermann/Dahlenburg, Köpfe, S. 45.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 441 (A), 578 (B, C).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 301 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0030102.