Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 275 Pommersches Landesmuseum 1600, 1613

Beschreibung

Pokal der Glaserzunft.1) Silber, teilweise vergoldet. Der Pokal, der durch ein hölzernes Futteral geschützt wird, befindet sich in einer Truhe (Stand: Oktober 2007), die im Jahr 2006 aus Privatbesitz ins Pommersche Landesmuseum gelangte.2) Wulstiger Fuß, konischer Korpus, unten ein angelötetes, gedrehtes Band mit vier Puttenköpfen. Darüber auf der Wandung getriebene Beschlagwerk-Ornamentik, in einem Blattkranz das Wappen der Glaser. Inschrift A zweizeilig umlaufend am oberen, vergoldeten Rand des Pokals. Zu Beginn jeder Zeile eine Blüte als Worttrenner. Auf der Unterseite des Fußes eine zerdrückte Marke und das Beschauzeichen der Greifswalder Goldschmiede (M3).

Ob der silberne Deckel mit getriebener Ornamentik ursprünglich für diesen Pokal angefertigt wurde, ist unklar. Als Knauf ein auf den Hinterbeinen stehender Löwe, der einen Schild hält, darauf drei Wappenschilde (Wappen der Glaser), die beiden oberen leer, auf dem unteren das gravierte Beschauzeichen der Goldschmiede, keine Marke. Inschrift B umlaufend unterhalb des Knaufs. Auf dem Deckel eine weitere, jüngere Inschrift.3)

Maße: H. 17,5 cm, 10,5 cm (Deckel), Dm. 8,8 cm (Fuß), 9,5 cm (Becher und Deckelöffnung). Bu. 0,25 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Jürgen Herold [1/3]

  1. A

    ˑ OLDER(MAN)a) CARSTEN. SMIDT ˑ MICHEL. BODTZE ˑ VND ANDERE MEISTER / ˑ IACOB. BOSE ˑ HANS. SCHVLTE CARSTEN BOSE. 1600.

  2. B

    ˑ ANNO ˑ 1ˑ6ˑ13 ˑ S ˑ LVCAS

Wappen:
Glaserzunft

Kommentar

Karsten Schmidt, Altermann der Glaser, erhielt im Januar 1580 das Bürgerrecht.4) Michael Botze, ebenfalls Altermann, erlangte gemeinsam mit Hans Schulte das Bürgerrecht zwischen dem 7. Dezember 1591 und dem 12. Januar 1592.5) Jakob Bose d. Ä. erhielt 1585 das Bürgerrecht.6) Zwischen 1584 und 1597/98 besaß er ein Haus in der Fischstr. 9. Im Jahr 1600 übertrug die Ehefrau (oder Witwe?) Jakob Bose d. Ä. dieses Haus an ihren gleichnamigen Sohn.7) Es ist daher nicht zu entscheiden, ob auf dem Pokal Jakob Bose d. Ä. oder d. J. genannt ist. Karsten Bose erhielt 1593 das Bürgerrecht.8) Zwischen 1593 und 1616 ist er als Besitzer des Hauses Fischstr. 7 nachweisbar9) und wohnte somit in unmittelbarer Nähe zu Jakob Bose, bei dem es sich um einen Verwandten handeln wird. Der heilige Lukas (B) war Patron der Maler und Glaser.

Textkritischer Apparat

  1. Zwei Schrägstriche auf der Grundlinie als Kürzungszeichen.

Anmerkungen

  1. Pommersches Landesmuseum, Inv.-Nr. AA002085.
  2. Vgl. Ostsee-Zeitung, 1./2.4.2006, „Truhe voller Rätsel“.
  3. ALTM(ANN) C. SEEGERS I. SEEGERS. D. WENDORF. A. GRAN. A. KVHSE. IM. IAHR. 1845. ERNEUERT.
  4. StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 11r.
  5. StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 17v.
  6. StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 13v.
  7. StA Greifswald, Grundstückschronik, Fischstr. 9.
  8. StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 18v.
  9. StA Greifswald, Grundstückschronik, Fischstr. 7.

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 275 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0027507.