Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 257 St. Marien 1577–1587, 1687, 1724, 1769

Beschreibung

Grabplatte für Moritz Bünsow (B), Karl Kiezmann (E) und die Witwe von Johannes Dieck, Charlotte Niemann (F). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im fünften Joch des südlichen Seitenschiffs.1) Von einer ehemals umlaufenden, auf Metallbändern vermutlich gravierten Inschrift sind nur noch die Dübel vorhanden. Alle Metallteile sind verloren. Im Innenfeld ein auf gedrehten Säulen mit floralen Kapitellen ruhender Rundbogen. Der Bogenscheitel ist nicht ausgeführt. Seine Stelle nimmt ein schmales, waagerechtes Feld ein, das entweder eine später wieder ausgemeißelte Inschrift oder ein inzwischen verlorenes Metallband mit einer Inschrift enthielt. Auf den Säulenpiedestalen die Wappen Bünsow und Corswant. Über den beiden Säulenschäften in Ritzzeichnung Darstellungen der Apostel Paulus mit dem Schwert und des Petrus mit dem Schlüssel. Zwischen den Piedestalen drei Bildszenen. In der Mitte der Sündenfall: zwischen Adam und Eva ein Skelett, um das sich eine Schlange windet. Rechts die Opferung Isaaks, links die Eherne Schlange. Über den Säulen auf den beiden Bogenenden die teilweise abgetretene Inschrift A. Unter dem Bogen sind Reste einer Kartusche zu erkennen, die abgetreten und von jüngeren Inschriften überformt ist. Das Zentrum der Platte nimmt das gelehnte Wappen Bünsow ein, darunter querlaufend Inschrift B für Moritz Bünsow. Beiderseits des Wappens Inschrift D, mit Doppelquadrangeln als Kürzungszeichen und Worttrenner. Weiter oben direkt unter dem Bogen zunächst die auf dem Kopf stehende Nummerierung G. Darunter Inschrift F für die Witwe von Johannes Dieck. Diese wurde anstelle einer älteren Inschrift C angebracht, von der nur noch die Jahreszahl in der letzten Zeile lesbar ist. Unter dieser die Inschrift E für Karl Kiezmann. Die Inschriften A und B erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen sind eingehauen.

Maße: H. 285 cm, Br. 168 cm. Bu. 5 cm (A), 7,5 cm (B), 7,5–10 cm (D), 5,5 cm (E), 6,5 cm (F), Zi. 6,5 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis (A, D), mit Versalien (E, F), Mischschrift aus gotischer Minuskel und Fraktur (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    CONFIDIT EGOa) // VICI MVNDVM ˑ IO 162)

  2. B

    Erb) Moritz Bvnsow / Bvrgermeister vnd sinen / Erven

  3. C

    [ - - - ] 1687

  4. D

    A: // M: / V(ND) // S(EINEN) E(RBEN) / AN(N)O . // 1687

  5. E

    CARL KIEZMANN / V(ND) S(EINEN) E(RBEN) A(NNO) // 1724

  6. F

    SEEL(IGEN) . JOHAN . DIECKEN / WITTWE . VND . DEREN . ERBEN / ANNO ˑ 1769

  7. G

    15

Übersetzung:

Vertraut darauf: Ich habe die Welt besiegt. (A)

Wappen:
Bünsow II
Bünsow II, Corswant I

Kommentar

Moritz Bünsow (B) war der Sohn des Bürgermeisters Kaspar Bünsow († 1555) und der Liboria Glineke. Er immatrikulierte sich 1550 an der Greifswalder Universität, wurde 1555 in den städtischen Rat gewählt, war Provisor des Heilig-Geist- und des Georgenhospitals, ab 1560 Stadtkämmerer, ab 1565 Gerichtsvogt. 1577 erlangte er das Bürgermeisteramt. Er besaß ein Haus in der Knopfstraße und starb 1587. Seine Ehefrau war Katharina Corswant, Tochter des Bürgermeisters Peter Corswant († 1551).3) 1687 kam die Platte an eine Person mit den Namensinitialen A M (D). 1724 ging sie an Karl Kiezmann (E), 1769 an Charlotte Niemann (F), Witwe des Weinhändlers Johannes Dieck, über.4) Zwischenzeitlich war sie im Besitz der Marienkirche (G).

Textkritischer Apparat

  1. CONFIDIT EGO] Zwischen den beiden ohne Zwischenraum eingemeißelten Wörtern fehlt ein E, richtig CONFIDITE EGO.
  2. Er] Nebenform von her, siehe Lasch, Grammatik, § 222, 361, Anm. 1.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 178. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 103.
  2. Io. 16,33.
  3. Pyl, Genealogien 5, S. 355f. (Nr. 393).
  4. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 598.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, Tf. VIII (A), S. 576, Tf. VIII (B), S. 598 (F), 601 (D, E).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 257 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0025709.