Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 255 St. Marien 1585

Beschreibung

Grabplatte für Otto Preen und seine Ehefrau Anna Behr. Kalkstein. Die hochrechteckige Platte steht in einer Nische im vierten Joch des nördlichen Seitenschiffs.1) Beinahe die gesamte untere Hälfte wird von einer Kartusche mit Rollwerk eingenommen, darin ein Papagei (links oben), ein Pfau (rechts oben) und eine Maske (unten in der Mitte). Im Innenfeld Inschrift C, oben auf dem Rahmen die auf dem Kopf stehende Nummerierung D. Darüber zwei von einer Mittelsäule getragene Rundbögen, unter diesen je ein Vollwappen, darunter in zwei niedrigen Feldern Inschrift B mit den Sterbevermerken für Otto Preen (links) und Anna Behr (rechts), wobei ihre Sterbedaten zwar vorbereitet, aber nicht ausgeführt wurden. Über den Arkaden bis zum oberen Rand der Platte eine weitere Kartusche mit Rollwerk, darin Inschrift A. Die Inschriften A bis C erhaben in vertieftem Feld, die Nummerierung D eingehauen.

Maße: H. 230 cm, Br. 125 cm. Bu. 5 cm (A, C), 4 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    SEPVLCHR(VM) NOBILIVM CON=/IVGVM D(OMINI) OTTONIS PREN ET / ANNAE VRSINAE HAEREDITARIE / COMPARATVM 7 OCT(OBRIS) A(NN)O 1585

  2. B

    OTTO PREN OBIIT IN / CHR(IST)O IHESV A(NN)O 15〈..〉 / DIE 〈 - - - 〉 // ANNA VRSINA OBIIT IN / CHR(IST)O IHESV A(NN)O 15〈..〉 DIE / 〈 - - - 〉

  3. C

    NAM CERT(VS) SERMO (ET)a) O(MN)I AC/CEPTIONE DIGN(VS) Q(VIA)b) IES(VS) CHR(IS)TVS / VENIT IN HVNC MV(N)DV(M) VT PECCA=/TORES SALVOS [F]ACERET (ET) SIC ADE=/PTI SVNT MISERICORDIA(M) PLVRIMI QVI / INSIGNITER FVERV(N)T FACINOROSI AD / EXPRIME(N)DV(M) EX(EM)PLAR HIS QVI CRE/DITVRI ESSENT IN IPSO / AD VITA(M) AETERNA(M)2)

  4. D

    12

Übersetzung:

Begräbnis der edlen Eheleute, des Herrn Otto Preen und der Anna Behr, erblich erworben am 7. Oktober 1585.  (A)

Otto Preen starb in Jesus Christus im Jahr 15(..) am Tag (...). Anna Behr starb in Jesus Christus im Jahr 15(..) am Tag (...). (B)

Denn zuverlässig ist das Wort und aller Annahme wert, dass Jesus Christus in diese Welt kam, um die Sünder zu retten. Und so haben sehr Viele Erbarmen erlangt, die besonders lasterhaft waren, um denen als Beispiel zu dienen, die künftig an ihn glauben würden zum ewigen Leben. (C)

Wappen:
Preen, Behr

Kommentar

Otto Preen auf Wolde besaß den dritten Teil der Güter Tützpatz, Schossow, Leuschentin und Gültz (Ldkr. Mecklenburgische Seenplatte). Er war Rat und Beisitzer des Reichskammergerichts, später herzoglicher Hofgerichtsrat in Greifswald. Hier besaß er ein Haus in der Kuhstraße sowie einen Garten mit einem Gartenhaus. 1574 vermählte er sich mit Anna Behr, geboren wahrscheinlich zwischen 1556 und 1559, Tochter von Hugold Behr auf Hugoldsdorf (Ldkr. Vorpommern-Rügen) und Anna von Blücher. 1582 erwarben beide ein Gestühl in St. Marien (Greifswald), 1585 ein Erbbegräbnis, für das die noch heute erhaltene Grabplatte angefertigt wurde. Otto Preen starb im August 1595 und wurde in der gemeinsamen Grabstätte beigesetzt. Sein Todestag war vermutlich der 10. August, da seine Witwe ihm in ihrem Testament ein Jahrgedächtnis von 300 Mark errichtete, dessen Zinsen jährlich an diesem Tag auf der Grabstelle an Bedürftige verteilt werden sollten. Mit Otto Preen hatte Anna Behr einen Sohn namens Hugold, der vor ihr ohne Nachkommen verstarb. Anna heiratete 1596 Heinrich von Bülow auf Rensow, Reez (beide Ldkr. Rostock) und Dambeck. Diese Ehe blieb kinderlos. Ihr zweiter Ehemann starb 1609. Zwei Jahre später ging sie eine dritte Ehe mit Jürgen Below auf Klink ein. Anna hatte ihren Wohnsitz in Wolde, wo sie am 5. März 1618 starb. Ihre Beisetzung erfolgte am 9. April in Ivenack (alle Orte Ldkr. Mecklenburgische Seenplatte).3) Das Nachtragen der Sterbedaten auf der Grabplatte in der Greifswalder Marienkirche unterblieb, weil Anna sich kurz nach dem Tod ihres ersten Ehemannes außerhalb von Greifswald verheiratete und daher nicht in der dortigen Marienkirche bestattet wurde. Die Platte ging später in den Kirchenbesitz über (D).

Textkritischer Apparat

  1. (ET)] et-Ligatur, auch im folgenden Fall.
  2. Q(VIA)] Unziales Q mit Kürzungsstrich, möglich auch Q(VOD).

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 139. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 149.
  2. I Tim. 1,15f.
  3. Behr Negendank, Forschungen, S. 317–324.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 397 (C), 583 (A, B).
  2. Behr Negendank, Forschungen, S. 318 (A, B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 255 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0025505.