Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 238† St. Nikolai 1561

Beschreibung

Epitaph für Barbara Schacht. Bereits zu Scheffels Zeiten (1756) war das Epitaph nicht mehr vorhanden. Scheffel vermutet, dass es 1650 durch den Sturz der Turmspitze auf das Kirchenschiff zerstört wurde.1)

Inschrift nach Scheffel.

  1. Barbara Francisci conjunx miseranda Joelishic jaceo trabum mole peremtus homoNon tamen hoc tumulo mea solius ossa tegunturEst uterus nato proh dolor urna meoQuisquis is ad nostrum pergis properasque sepulchrumSis memor humanae conditionis homo

Übersetzung:

Ich, Barbara, die unglückliche Gattin des Franz Joel, liege hier als ein von der Masse der Balken getöteter Mensch. Doch nicht allein meine Gebeine sind in diesem Grab geborgen. Mein Mutterleib ist, o Schmerz, Graburne meines Sohnes! Wer du auch bist, der geht, läuft und eilt zu unserem Grab, sei eingedenk, Mensch, der menschlichen Bestimmung.

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Barbara Schacht, die aus Güstrow (Ldkr. Rostock) stammte und Tochter des mecklenburgischen Münzmeisters Andreas Schacht war, kam der Inschrift zufolge ebenso wie ihr ungeborenes Kind durch den Einsturz eines Gebäudes oder eines Gebäudeteils ums Leben. Mit ihrem Mann Franz Joel (1508–1579), bekannter Greifswalder Medizinprofessor, Stadtphysikus, herzoglicher Leibarzt und Begründer der Ratsapotheke (1551), war sie seit 1543 verheiratet und bekam zwölf Kinder. Sie starb 1561. Im Jahr darauf heiratete Joel die Stralsunderin Katharina Temelius.2)

Anmerkungen

  1. Scheffel, Vitae, S. 38.
  2. Alle über die Inschrift hinausgehenden Angaben zu den Personen nach Scheffel, Vitae, S. 38f.; Alvermann/Dahlenburg, Köpfe, S. 109.

Nachweise

  1. Scheffel, Vitae, S. 38.
  2. Magin, Leuchten, S. 77, Anm. 46.

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 238† (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0023804.