Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 233 St. Nikolai M.16.Jh., 1622, 1801

Beschreibung

Grabplatte für Peter Schwarz (A), Dietrich Mengde(?, B) und Johannes Papke (C). Kalkstein. Querrechteckige Platte im dritten Joch des südlichen Seitenschiffs.1) In der Plattenmitte Inschrift A für Peter Schwarz. Darunter Inschrift B. Das Ende der ersten Zeile ist abgetreten. An der oberen Querseite auf dem Kopf stehend Inschrift C für Johannes Papke. Die letzte Zeile ist durch Kantenausbrüche beschädigt. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, B und C eingehauen.

Maße: H. 68 cm, Br. 119 cm. Bu. 10,5 cm (A), 4,5 cm (B), 5 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis (B), mit Versalien (C).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    her peter swarte

  2. B

    DISER STEN HORET DIRIC̣K M[.]NG[..]a) / VNDE SINEN ERVEN / ANNO 1622

  3. C

    DIESES BEGRÄBNISTb) VON 2 / LEICHEN BREIT GEHORET / IOHANN PAPCKE UND SEINE[N] / ERBEN 1801

Kommentar

Bei Inschrift A handelt es sich um eine schlichte Namensnennung in der späten Form der gotischen Minuskel (Bokholt-Gruppe), wie sie in Greifswald in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts verbreitet war.2)

Die Datierung der Inschrift in die Jahrhundertmitte ergibt sich auch aus den Lebensdaten von Peter Schwarz, Sohn des Ratsherrn Christian Schwarz († 1539/40) und der Magdalena Quant. 1523 wurde er an der Greifswalder Universität immatrikuliert, erwarb 1540 aus dem väterlichen Nachlass ein Haus am Markt (Fischmarkt) und trat 1545 in den Rat ein. Da er den Titel ‚Herr‘ nur als Ratsmitglied tragen durfte, kann Inschrift A erst nach seiner Aufnahme in dieses Gremium entstanden sein. Peter Schwarz wurde Provisor des Heilig-Geist- und des Georgenhospitals, 1551 Gerichtsvogt und bekleidete von 1554 bis 1559 das Amt des Stadtkämmerers. Seine Ehefrau war Dorothea Schmiterlow, Tochter des Stralsunder Bürgermeisters Nikolaus Schmiterlow († 1539) und der Gesa von Lübeck. Peter Schwarz starb 1575 oder 1576.3) Seine Grabplatte wurde 1622 von Dietrich M. erworben (B). Bei ihm könnte es sich um den Schnur- und Triebmacher Dietrich Mengde handeln, der 1608 das Bürgerrecht erlangt hatte. Er besaß ein Haus am Markt und kaufte 1627 ein weiteres in der Fleischerstraße.4) Die Platte kam 1801 an Johannes Papke (C).

Textkritischer Apparat

  1. M[.]NG[..]] Wahrscheinlich zu ergänzen zu MENGDE.
  2. Sic.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 267. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 181.
  2. Siehe Einleitung, Kap. 8, zur Bokholt-Gruppe und ebenda, Kap. 5.1.1 (Eigentumsvermerke als Nominalphrasen).
  3. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 181 (Nr. 5); Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 418; Pyl, Genealogien 5, S. 348 (Nr. 384).
  4. StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 30v (22. März 1608); StA Greifswald, Grundstückschronik, Markt 14 (1616), Fleischerstr. 19 (1627, 1640).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 418 (A), 473 (C).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 233 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0023309.