Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 231 St. Nikolai 2.V.16.Jh., 1664

Beschreibung

Grabplatte für Karsten Tessin (A) und Matthias Saccus (B). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im ersten Joch des erhöhten Vorchors vor dem ersten südlichen Chorpfeiler.1) In das rechte Drittel ist ein Metallgeländer eingelassen. In der Plattenmitte eine abgetretene, nicht mehr lesbare Inschrift. Auf der oberen Plattenhälfte Inschrift A für Karsten Tessin. Darüber auf dem Kopf stehend Inschrift B für Matthias Saccus. In der rechten unteren Ecke Nummerierung C. Alle Inschriften sind eingehauen.

Maße: H. 318 cm, Br. 192 cm. Bu. 8,5 cm (A), 6,5 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis mit Versalien (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    kasten tesrna) sin(en) erue(n)b)

  2. B

    MATTHIAS SACCUS UND SEINEN ERBEN / A(NN)O 1664 .

  3. C

    38

Kommentar

Da die älteste Inschrift nur noch erkennen lässt, dass sie in gotischer Minuskel ausgeführt war, kann nicht mehr festgestellt werden, für wen sie, vermutlich im 15. Jahrhundert, angefertigt wurde. Später kam die Platte an Karsten (Christian) Tessin (A), verheiratet mit Anna Hecht, Vater von Johann Tessin und Großvater von Gertrud († 1648), die mit dem Ratsherrn Christian Schwarz († 1623) verheiratet war.2) Aufgrund dieser Familienzusammenhänge und der Zugehörigkeit der Inschrift zu einer Gruppe gleichartig ausgeführter Inschriften aus dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts (Vargatz/Völschow-Gruppe, siehe Einleitung, Kap. 8) ist von einer Datierung in diesen Zeitraum auszugehen. Eine Enkelin oder Urenkelin Karstens, Anna Tessin, vermählte sich 1624 mit Matthias Saccus d. Ä., damals Kandidat der Medizin. Deren Sohn Matthias d. J. kam 1664, im Jahr nach seiner Vermählung mit Ilsabe Othmar, in den Besitz der Platte (B). Er erwarb zur gleichen Zeit eine weitere Grabplatte in der Nikolaikirche, von der sich ein Fragment erhalten hat, das heute zwischen dem dritten und vierten Joch des südlichen Seitenschiffs vor einem Pfeiler liegt.3) 1671 ging Matthias Saccus d. J. eine zweite Ehe mit Gertrud Parmann ein. Er wurde 1668 in das Bürgerschaftliche Kollegium aufgenommen, 1672 erlangte er das Amt des Gerichtssekretärs.4) Die Grabplatte kam später in den Besitz der Nikolaikirche (C).

Textkritischer Apparat

  1. tesrn] Verhauen für tesin oder tesen.
  2. kasten tessin vnde sinen erven Pyl.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 184. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 79.
  2. Siehe Kat.-Nr. 230; Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 420f.
  3. Von der Inschrift ist nur noch ein Teil des Namens zu lesen: MATTH(IAS) SAC[CUS].
  4. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 136 (Nr. 6), S. 149 (Nr. 13); Lange, Vitae Pomeranorum, S. 285; Schubert, Trauregister 9, S. 12 (Nr. 504), S. 16 (Nr. 656).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 421 (A), 474 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 231 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0023105.