Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 230 St. Nikolai 2.V.16.Jh., E.16.–1.D.17.Jh.

Beschreibung

Grabplatte für Christian Schwarz und Gertrud Tessin. Kalkstein. Hochrechteckige Platte im ersten Joch des erhöhten Vorchors vor dem ersten nördlichen Chorpfeiler.1) Auf dem rechten Drittel ist ein Metallgeländer eingelassen. In den Ecken achteckige Medaillons mit den Evangelistensymbolen. An der oberen Schmalseite in der Mitte Nummerierung C. Darunter untereinander eine nicht mehr lesbare Inschrift, dann Inschrift A mit abgetretenem Zeilenanfang und schließlich die nicht zu Ende ausgeführte Inschrift B. In der Plattenmitte ein von Rankwerk umgebenes Achteck mit den nur noch teilweise erkennbaren Wappen Schwarz und Tessin. Alle Inschriften sind eingehauen.

Maße: H. 270 cm, Br. 196 cm. Bu. 6 cm (A, B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis mit Versalien (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [ - - - ]a) vnde sin(en) erve(n)

  2. B

    SEPVLCHRVM / DNb)

  3. C

    190

Übersetzung:

Grabstätte des Herrn (...). (B)

Wappen:
Schwarz ITessin

Kommentar

Da die älteste Inschrift in gotischer Minuskel zerstört ist, lässt sich nicht mehr feststellen, wem die Platte (vermutlich) im 15. Jahrhundert gehörte. Dasselbe gilt für den durch Inschrift A bezeugten Besitzwechsel. Die Schriftform verweist auf das zweite Viertel des 16. Jahrhunderts (Vargatz/Völschow-Gruppe, siehe Einleitung, Kap. 8). Den beiden Wappen ist vermutlich die unfertige Inschrift B zuzuordnen. Am Ende des 16. oder in den ersten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts kam die Platte in den Besitz von Christian Schwarz und seiner Ehefrau Gertrud Tessin (1568–1648),2) Tochter des Bürgers Johann Tessin und der Anna Schlichtkrull. Christian Schwarz war der Sohn des Bürgers und Kaufmanns Matthias Schwarz († 1582) und der Gertrud Reich. Er wurde 1577 an der Greifswalder Universität immatrikuliert, erwarb 1594 das Bürgerrecht seiner Geburtsstadt und wurde 1598 Mitglied des Rates. Als solcher war er Beisitzer des Stadtgerichts, seit 1603 Gerichtsvogt, seit 1606 Kämmerer. 1613 wählte man ihn zum Bürgermeister. Er starb am 27. Dezember 1623.3) Später war die Platte im Kirchenbesitz (C).

Textkritischer Apparat

  1. Pyl ergänzt her Karsten Swarte.
  2. DN] Inschrift bricht ab. DN kann zu D(OMI)NI ergänzt werden.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 180. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 70.
  2. Lange, Vitae Pomeranorum, S. 340.
  3. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 184 (Nr. 29); Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 420f.; Pyl, Genealogien 5, S. 381f. (Nr. 435).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 421 (A).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 230 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0023008.