Inschriftenkatalog: Greifswald
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 77: Greifswald (2009)
Nr. 227† St. Nikolai 1547
Beschreibung
Epitaph für Margarete Willich.
Inschrift nach Ältere Matrikel Greifswald.
Ambrosii iacet hoc tumulo castissima coniunxWillichii praestans que pietate fuitMoribus ornabat formam sed pectus amoreEt vera summi cognitione DeiHoc igitur tumulo mortalia membra quiescuntMens fruitur vultu maxime Christe tuo
Übersetzung:
Des Ambrosius Willich allerkeuscheste Ehefrau liegt in diesem Grab, die vorbildlich an Frömmigkeit war. Mit Sittlichkeit schmückte sie ihre Schönheit, aber ihr Herz mit Liebe und wahrer Erkenntnis des höchsten Gottes. In diesem Grab ruhen also die sterblichen Glieder, der Geist genießt selig dein Antlitz, Christus.
Versmaß: Elegische Distichen.
Anmerkungen
- non procul a templi foribus versus domum ordinarii magna solennitate et pompa, funus comitante senatu academico simul et senatu urbano ac universa pene civitate (Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 216).
- Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 211.
- Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 216 (Dekanatsbuch).
- Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 222 (Dekanatsbuch). Zur Causa Willich vgl. auch Thümmel, Universität Greifswald, S. 40f. Der dort geäußerten Vermutung, Ambrosius Willich selbst habe die Inschrift für seine verstorbene Ehefrau verfasst, steht entgegen, dass Willich schon 1547 verbannt wurde, die Inschrift für die erst 1561 verstorbene Barbara Schacht (Kat.-Nr. 238) jedoch demselben Muster wie die Inschrift für Margarete Willich folgt.
Nachweise
- Ältere Matrikel Greifswald, 1, S. 216.
- Magin, Leuchten, S. 77, Anm. 45.
Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 227† (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0022701.
Kommentar
Margarete Willich, geborene Werbicks, stammte aus Wittenberg (Sachsen-Anhalt). Sie war Ehefrau des öffentlichen Professors der Artistenfakultät Ambrosius Willich (Wilke) aus Jüterbog in Brandenburg, starb im Kindbett und wurde am 6. Januar 1547 in St. Nikolai bestattet, „nicht weit vom Kirchenportal, nach dem Haus des Ordinarius hin, mit großer Feierlichkeit und Geleit, wobei der akademische Senat sowie der städtische Rat und fast die gesamte Bürgerschaft den Leichenzug begleiteten“.1) Wohl gemeinsam mit ihrem Ehemann war sie im Herbst 1545 nach Greifswald gekommen.2) Wenige Monate nach ihrem Tod wurde ihr Ehemann im August 1547 aus dem Amt des Dekans entfernt, weil er seine Magd vergewaltigt und geschwängert hatte.3) Nachdem er mehrere Male aus dem Arrest entwichen war und sich auch anderer Vergehen schuldig gemacht hatte, wurde er schließlich noch in diesem Jahr von Herzog Philipp I. aus Pommern verbannt.4)