Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 218 St. Marien E.15.–1.V.16.Jh., 1700

Beschreibung

Grabplatte für Karsten Westphal (A) und Michael Westphal (B). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im zweiten Joch des nördlichen Seitenschiffs vor dem Aufgang zur Kanzel,1) von der sie an der rechten Langseite teilweise bedeckt wird. Von einer ehemals umlaufenden Inschrift mit Eckmedaillons sind nur noch die Rahmenlinien erkennbar. Im Innenfeld der nur noch schwache Umriss eines hierzu gehörigen, gelehnten Wappenschildes, das Wappenbild nicht mehr erkennbar. Im unteren Drittel wurde eine Inschrift ausgemeißelt. Die stark abgetretene Inschrift A für Karsten Westphal im oberen Drittel der Platte. Die Worttrenner sind paragrafzeichenförmig. Die letzte Zeile ist am rechten Rand ausgerichtet. Darunter Inschrift B für Michael Westphal. Unterhalb der Plattenmitte Nummerierung C. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, B und C eingehauen.

Inschrift A ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 230 cm, Br. 140 cm. Bu. 10 cm (A), 6 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis mit Versalien (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    lapis [felic(is) memorie] karst/heni westfalis ˑ e[t ˑ] svorvma) ˑ / heredv(m)

  2. B

    DIESER STEIN VND BEGREBNSb) / GEHORET MICHAEL WESTPFAHL / VND SEINEN ERBEN A(NNO) 1700

  3. C

    33

Übersetzung:

Stein seligen Angedenkens des Karsten Westphal und seiner Erben. (A)

Kommentar

Inschrift A repräsentiert den nur durch wenige Beispiele vertretenen Typus einer sehr schlanken gotischen Minuskel mit paragrafzeichenförmigen Worttrennern, der seit dem Ende des 15. Jahrhunderts zu beobachten ist (Schwichtenberg-Gruppe, siehe Einleitung, Kap. 8).

Von wem Karsten Westphal (A) die Grabplatte erwarb, lässt sich nicht mehr feststellen, da er die Inschrift des Vorbesitzers ausmeißeln ließ.2) Im Jahr 1700 kam die Platte an Michael Westphal, der offensichtlich dessen Nachkomme war (B). Beide lassen sich laut Pyl nicht als Angehörige der Ratsfamilie Westphal nachweisen.3) Zwischenzeitlich oder später war die Platte im Besitz der Marienkirche (C).

Textkritischer Apparat

  1. svorvm] suorum verorum Pyl.
  2. BEGREBNS] Sic.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 117. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 171.
  2. Derjenige Karsten (Christian) Westphal, der 1589 je ein Haus in der Steinbecker- und der Hafenstraße besaß, wird mit dem Besitzer der Grabplatte wohl nicht identisch sein; StA Greifswald, Grundstückschronik, Steinbeckerstr. 46, Hafenstr. 13.
  3. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 443. Nach Schubert, Trauregister 9, S. 18 (Nr. 781), heiratete ein Michel Westphal am 13. Juni 1676 Ilsabe Göde. Ob es sich bei ihm um den in Inschrift B Genannten handelt, lässt sich nicht erweisen.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 442f. (A), 443 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 218 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0021802.