Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 205 St. Nikolai E.15.–A.16.Jh., M.16.Jh., E.16.–17.Jh., 1705

Beschreibung

Grabplatte für Bartholomäus Hannemann (A), Joachim Schwarz (B) und Johannes Nehring (D). Kalkstein. Hochrechteckige Platte zwischen dem zweiten und dritten Joch des südlichen Seitenschiffs vor dem Pfeiler.1) Eine umlaufende Inschrift ist zerstört. An der linken Langseite Inschrift B für Joachim Schwarz. Inschrift A für Bartholomäus Hannemann verläuft entlang der oberen Schmalseite bis zur Mitte der rechten Langseite. Das letzte Wort springt um eine Zeilenhöhe nach rechts, um einem zu B gehörigen, gelehnten Schild mit einer Hausmarke (H63) auszuweichen. Im oberen Bereich des Innenfeldes sind zwei ausgemeißelte Inschriften zu erkennen. In der Plattenmitte die getilgte Inschrift C, von der nur noch die Zeilenanfänge und die letzte Zeile lesbar sind. Auf der unteren Plattenhälfte untereinander Nummerierung E und Inschrift D für Johannes Nehring. Inschriften A und B erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Inschrift B ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 217 cm, Br. 122 cm. Bu. 9,5 cm (A), 8,5 cm (B), 4,5 cm (C), 5,5 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (B), mit Versal (A), Kapitalis mit Versalien (C, D).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    Jste lapis p(er)tinet bartholomeo // hanema(n) et suis // h(er)edibus

  2. B

    desse ˑ [s]ten ˑ hort ˑ [iac]him ˑ [sw]arte ˑ vn(de) ˑ sine(n) ˑ negesten ˑ erven

  3. C

    F[ - - - ] . / H[ - - - ] [ - - - ] / [ - - - ] A[(nn)o] [..]

  4. D

    IOHANN NEHRING VND / SEINEN ERBEN / A(NN)O 1705 / ZWEIJ LEICHEN BREIT

  5. E

    83

Übersetzung:

Dieser Stein gehört Bartholomäus Hannemann und seinen Erben. (A)

Wappen:
Schwarz II

Kommentar

Die Datierung von Inschrift A, in der Spätform der gotischen Minuskel, erfolgt nach der Schriftform (Bokholt-Gruppe, siehe Einleitung, Kap. 8). Inschrift B gehört zu einer kleinen Gruppe von Fraktur- und Minuskelinschriften aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (Voss/Nürenberg-Gruppe, siehe ebenda). Die Datierung von Inschrift C folgt der Schriftform im Zusammenhang mit der chronologischen Einordnung der übrigen Inschriften.

Da die älteste Inschrift zerstört ist, lässt sich nicht mehr ermitteln, wem die Platte ursprünglich gewidmet war. Inschrift A kam um den Wechsel vom 15. zum 16. Jahrhundert an Bartholomäus Hannemann. Für die fragliche Zeit lassen sich zwei Namensvertreter nachweisen. Der eine war der Vater des Ratsherrn (1497–1527) Peter Hannemann und bewohnte 1490 ein Haus in der Fleischerstraße. Der andere war der Sohn eines Hans Hannemann. Er kaufte für seine verwitwete Mutter 1500 ein Haus in der Hunnenstraße.2) Um die Mitte des 16. Jahrhunderts ging die Platte an Joachim Schwarz, bei dem es sich um den 1544/45 verstorbenen Ratsherrn oder dessen Sohn, Ratsherr von 1559 bis 1586, handeln kann (B), über.3) Drei getilgte Inschriften (darunter C) verweisen auf weitere Besitzwechsel, bis sie 1705 durch den Kaufmann Johannes Nehring, verheiratet mit Margarete Tetzloff (Tochter des Kaufmanns Jakob Tetzloff und der Gertrud Nürenberg),4) erworben wurde (D). Die Nummerierung E zeigt, dass die Platte zwischenzeitlich auch im Kirchenbesitz war.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 270. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 250.
  2. Pyl, Genealogien 5, S. 312f. (Nr. 334).
  3. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 181 (Nr. 2), S. 182 (Nr. 8); Pyl, Genealogien 5, S. 347 (Nr. 382), S. 359f. (Nr. 399).
  4. Gesterding, Zweite Fortsetzung, S. 35 (Nr. 252), S. 45 (Nr. 343).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 418 (A, B), 470 (D).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 205 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0020505.