Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 204 St. Nikolai E.15.–A.16.Jh., 1592, 1671, 1730

Beschreibung

Grabplatte für Martin Völschow und Regina Engelbrecht (B), Moritz Völschow (C) und Heinrich Spit (D). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im ersten Joch des nördlichen Chorumgangs.1) An der linken Langseite Inschrift A. Der Anfang ist verloren. Im oberen Drittel der Platte Inschrift B für Martin Völschow und Regina Engelbrecht. Darunter zwei zugehörige Wappen, von Rankwerk umgeben. Im unteren Drittel Inschrift C für Moritz Völschow. Darüber der Umriss und die Vertiefung für einen gelehnten Wappenschild, dessen Metalleinlage mit dem Wappenbild verloren ist. In der Plattenmitte Inschrift D für Heinrich Spit. An der oberen Schmalseite Nummerierung E. Die Inschriften A und B erhaben in vertiefter Zeile, C erhaben in vertieftem Feld, D, E und die Jahresangabe von B eingehauen.

Maße: H. 256 cm, Br. 145 cm. Bu. 8,5 cm (A, B), 5 cm (C), 5,5–6 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis mit Versalien (B–D).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [ - - - ] dochter vn(de) ere(n) rechte(n) erven de dạṛạnnẹa) siṇ

  2. B

    HAEREDITARIVM SEPVLCHRVM D(OMI)NI MARTINI / VOLSCHOVII SENATORIS ET REGINAE ENGEL/BERTIS CONIVGIS SVAE DILECTISSIMAE / 1ˑ5 9ˑ2

  3. C

    H(ERR) MORITZ VÖLSCHOW / VND SEINEN ERBEN / ANNO 1671

  4. D

    HINRICH SPIT / V(ND) S(EINEN) E(RBEN) / ANNO 1730

  5. E

    12

Übersetzung:

Erbbegräbnis des Herrn (und) Ratsherrn Martin Völschow und seiner liebsten Ehefrau Regina Engelbrecht, 1592. (B)

Wappen:
Völschow I,2) Engelbrecht I

Kommentar

Die Datierung von Inschrift A erfolgt nach der Schriftform (Bokholt-Gruppe, siehe Einleitung, Kap. 8).

Wem die Grabplatte ursprünglich gehörte, lässt sich nicht mehr feststellen, da der Anfang der ältesten Inschrift (A) mit dem Besitzernamen verloren ist. Wie das Steinbuch der Nikolaikirche belegt, kaufte Regina Engelbrecht Anfang April 1590 die Platte von den Kirchenprovisoren für das Grab ihres gerade verstorbenen Ehemanns Martin Völschow d. Ä.3) Die Jahreszahl 1592 in Inschrift B bezeichnet demnach nicht das Jahr des Erwerbs, sondern wahrscheinlich das der Anbringung der Inschrift, die somit zwei Jahre später erfolgt wäre. Martin Völschow war der Sohn des gleichnamigen Ratsherrn († 1546) und der Gertrud Hundesteden. Er erlangte 1545 das Bürgerrecht und erbte das väterliche Haus am Fischmarkt. 1561 in den Rat aufgenommen war er Beisitzer des Stadtgerichts und Provisor des Heilig-Geist-Hospitals sowie der Marienkirche, wo während seiner Amtszeit eine neue Kanzel errichtet wurde (Kat.-Nr. 256). Er starb Ende März oder Anfang April 1590. Aus seiner ersten Ehe mit Elisabeth Beckmann, Tochter des Bürgermeisters Magister Burchard Beckmann († 1545), gingen zwei Söhne und vier Töchter hervor. Nach Elisabeths Tod vermählte er sich mit Regina Engelbrecht, Tochter des Ratsherrn Joachim Engelbrecht († 1573). Aus dieser Ehe entstammten eine Tochter und sechs Söhne.4) 1671 ging die Grabplatte in den Besitz von Martins Enkel Moritz Völschow über (C). Der Brauer und Kaufmann, Provisor der Nikolaikirche und seit 1662 Ratsherr, war mit Anna Dieckmann († 1691) verheiratet. Er starb 1672.5)

Im Jahr 1730 kam die Platte an den Seidenhändler Heinrich Spit (D), der im selben Jahr eine weitere Grabstelle in der Nikolaikirche (Kat.-Nr. 118) erwarb. Er hatte 1714 das Bürgerrecht erlangt und in diesem Jahr eine Tochter des Seidenhändlers Joachim Busch geheiratet.6) Aus der Ehe ging der spätere Bürgermeister Karl Heinrich Spit († 1793) hervor.7) Die Grabplatte war davor oder danach im Kirchenbesitz (E).

Textkritischer Apparat

  1. dạṛạnnẹ] darvanne Pyl.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 81. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 122.
  2. Wappen Völschow I: Schriftband leer.
  3. PfA St. Nikolai, Steinbuch, Nr. 7.
  4. Pyl, Genealogien 5, S. 363f. (Nr. 405); Voeltzkow/Adam, Völschow, S. 19f.
  5. Pyl, Genealogien 5, S. 185 (Nr. 498); Voeltzkow/Adam, Völschow, S. 42.
  6. Joachim Busch erwarb 1720 eine Grabplatte in der Nikolaikirche, siehe Kat.-Nr. 389.
  7. Gesterding, Zweite Fortsetzung, S. 306f., 314 (Nr. 2).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 423 (A), 431 (B, C), 468 (D).
  2. Voeltzkow/Adam, Völschow, S. 20 (B), 42 (C).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 204 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0020408.