Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 202 St. Nikolai E.15.–A.16.Jh., 1630, 1768

Beschreibung

Grabplatte für Johannes Schele (A), Georg Backmann (B) und Johann Christoph Biel (C). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im fünften Joch des nördlichen Seitenschiffs.1) Entlang der rechten Langseite Inschrift A für Johannes Schele. Links davon etwas unterhalb der oberen Schmalseite Inschrift B für Georg Backmann. Die Zeilenanfänge sind abgetreten. Darunter Inschrift C für Johann Christoph Biel. Die mittleren beiden Zeilen überschneiden Inschrift A. Als Worttrenner Punkte und ein Doppelpunkt. An der oberen Schmalseite links Nummerierung D. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Maße: H. 210 cm, Br. 125 cm. Bu. 10 cm (A), 5–5,5 cm (B), 5,5 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal (A), Kapitalis (B), mit Versal (C).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    Jste lapis p(er)tinet her iohan schelea) et suis he(re)dibus

  2. B

    [DORMIT]ORIVM D(OMI)NI / G[EORGII] BAC̣ḲMANNI / [ET HER]EDVM ANNO / M Ḍ C̣ XXX ˑ 3 ˑ IVNII

  3. C

    DIESER STEIN / UND BEGRÄBNIS GEHORT . / IOHANN . CHRISTOPH BIEL / UND SEINEN ERBEN : / 1768

  4. D

    221

Übersetzung:

Dieser Stein gehört Herrn Johannes Schele und seinen Erben. (A)

Ruhestätte des Herrn Georg Backmann und (seiner) Erben. Im Jahr 1630, 3. Juni. (B)

Kommentar

Die Datierung von Inschrift A erfolgt nach der Schriftform (Bokholt-Gruppe, siehe Einleitung, Kap. 8).

Demnach erwarb Johannes Schele, dessen Familienname mehrfach vorkommt, die Platte am Ende des 15. oder in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts.2)1630 kam sie an den Ratsherrn Georg Backmann (B). Der Sohn von Joachim Backmann erlangte 1612 das Bürgerrecht und vermählte sich im selben Jahr mit Katharina Sengestake. 1616 wurde er Administrator der Bürgerschaft, 1621 Prokurator der Universität, 1628 Mitglied des Rates. Er war Beisitzer des Stadtgerichts und Provisor des Heilig-Geist-Hospitals, besaß zwei Häuser in der Steinbeckerstraße und starb 1664.3) 1768 ging die Platte an Johann Christoph Biel (C) über, der dem Bürgerschaftlichen Kollegium seit 1763 als Mitglied, seit 1779 als Achtmann angehörte.4) Zwischenzeitlich war sie im Besitz der Nikolaikirche (D).

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt ein Blattornament.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 57. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 71.
  2. Siehe auch die Grabplatten für Drewes Schele (Kat.-Nr. 108), Gertrud Schele (Kat.-Nr. 203) und Jürgen Schele (Kat.-Nr. 242).
  3. Lange, Vitae Pomeranorum, S. 8; Biederstedt, Bürgervertretungen, S. 260.
  4. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 142 (Nr. 170). Zur Familie Biel siehe auch Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 472.

Nachweise

  1. Kirchner, Grabsteine Nikolaikirche, S. 197.
  2. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 423 (A), 472 (C).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 202 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0020204.