Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 191 St. Nikolai M.14.–E.15.Jh., 1.D.17.Jh., 17.Jh.

Beschreibung

Grabplatte für Bartholomäus Lokervitz (B) und Paul N. N. (C). Kalkstein. Zwei Teilstücke einer ehemals hochrechteckigen Platte, im Aufgang zum Chor als Stufen verlegt.1) An der oberen Schmalseite Reste einer mittelalterlichen, wahrscheinlich ehemals umlaufenden Inschrift (A). Darunter im oberen Drittel Inschrift B für Bartholomäus Lokervitz, durch waagerechte Meißelstriche zeilenweise getilgt. Die Zeilenanfänge sind verloren. In der Plattenmitte die stark abgetretene Inschrift C für Paul N. N. Am rechten Rand zwischen B und C Nummerierung D. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Maße: H. 187 cm (linkes Fragment), 185 cm (rechtes Fragment), Br. 35 cm (linkes Fragment), 35 cm (rechtes Fragment). Bu. 9 cm (A), 6 cm (B), 7 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Fraktur mit Elementen der gotischen Minuskel (B), Kapitalis (C).

Jürgen Herold [1/2]

  1. A

    [ - - - ]ev[ - - - ]

  2. B

    [Di]eser stein gehort Bar=/[tol]omevs Loke[ - - - ]a)

  3. C

    [ - - - ] / [ - - - ]HÖR[ - - - ] PAVL/ [ - - - ] VND / [ - - - ] / [ - - - ]ṆO [1]6[.]8 / [ - - - ]N[.]L[ - - - ]

  4. D

    126

Kommentar

Die Datierung von Inschrift A erfolgt nach der Schriftart, von Inschrift B nach der Schriftform (Engelbrecht/Kruse-Gruppe, siehe Einleitung, Kap. 8).

Durch den überwiegenden Verlust der ältesten Inschrift (A) ist nicht mehr feststellbar, wessen Grab die Platte ursprünglich bedeckte. Im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts kam sie an Bartholomäus Lokervitz (B). Laut Steinbuch der Nikolaikirche wurde ein Bartholomäus Lokervitz am 1. September 1595 in einer anonymen Grabstelle, welche die Nummer 18 trug, beigesetzt.2) Bei ihm wird es sich um den Vater des von Inschrift B Genannten, der 1561 das Bürgerrecht erlangt hatte,3) handeln. Der jüngere Bartholomäus Lokervitz besaß Häuser in der Hafen-, Kuh- und der Büchstraße.4) Eine Margareta Maria Lokervitz, die 1687 den Diener Johann Wilhelm Leppel heiratete und deren Vater als Bartolt bezeichnet wurde, wird seine Enkelin gewesen sein.5) Ob Paul N. N. (C) die Platte vor oder nach Bartholomäus Lokervitz besaß, lässt sich nicht mehr feststellen. Zwischenzeitlich oder später gehörte sie der Nikolaikirche (D).

Textkritischer Apparat

  1. Loke[ - - - ]] Name zu ergänzen zu ‚Lokervitz‘.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 161. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 96, 104.
  2. PfA St. Nikolai, Steinbuch, Nr. 18.
  3. StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 6v.
  4. StA Greifswald, Grundstückschronik, Hafenstraße, Nordseite (1593–1605), Kuhstr. 14–16 (1620), Johann-Sebastian-Bach-Str. (früher Büchstr.) 3 (1589–1616).
  5. Schubert, Trauregister 9, S. 30 (Nr. 226).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 475 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 191 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0019100.