Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 181 St. Marien M.14.–E.15.Jh., 2.V.16.Jh., 1671

Beschreibung

Grabplatte für Katharina N. N. (A) und für Konrad Friedlieb (von Friedensberg) sowie für Katharina Bünsow (C). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im ersten Joch der südlichen Vorhalle, an der Ostwand (Turmpfeiler) aufgerichtet. Früher bedeckte sie die Friedlieb’sche Gruft in der südlichen Turmseitenhalle unter dem noch heute dort an der Turmwand aufgehängten Epitaph für Konrad Friedlieb.1) Zwischen einfachen Linien umlaufend Inschrift A für Katharina N. N., in den Ecken stark abgetretene Medaillons mit Evangelistensymbolen. Vollständiger Schriftverlust an beiden Schmalseiten, partieller Schriftverlust am Anfang und Ende der rechten Langseite. Die Inschrift endet im unteren Viertel der linken Langseite. Als Worttrenner wurden Rosetten verwendet. Im oberen Teil des Innenfeldes Spuren einer auf Konsolen ruhenden Bogenarchitektur. In der Plattenmitte Inschrift C für Konrad Friedlieb und Katharina Bünsow. Darüber ein vertieftes Feld mit den Vollwappen der Familien Friedlieb und Bünsow, rechts daneben das Zeilenende von Inschrift B, die bis auf diesen Rest durch die Anbringung des Wappenfeldes zerstört wurde. Unterhalb von A eine hierzu gehörige ovale Vertiefung mit einem auf einen Totenkopf gestützten Putto unter einem Schriftband mit Inschrift D. Die Hintergründe dieses Feldes, des Wappenfeldes und des Inschriftenfeldes sind rostrot eingefärbt. Am oberen Rand über den Wappen die leicht eingetiefte Fläche einer ausgemeißelten Inschrift, auf der später Nummerierung E angebracht wurde. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, C erhaben in vertieftem Feld, D erhaben ausgehauen, B und E eingehauen.

Maße: H. 257 cm, Br. 180 cm. Bu. 8 cm (A), 7,5 cm (B), 5,5 cm (C, D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A, B), Kapitalis (D), mit Versalien (C).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [ - - - ] / [ - - - ]aa) ˑ beatib) ˑ martini ˑ ep(is)c(op)i ˑ obiit ˑ katerina ˑ vxor ˑ [ - - - ]c) ˑ / [ - - - ] / orate ˑ pro ˑ ea

  2. B

    [ - - - ] erue(n)

  3. C

    SEPULCRUM HEREDITARIUM . / CONRADI FRIEDELIBI . I(URIS) C(ONSULTI) ˑ / PLACITORUM FEUDALIUM ET / IURIS PUBLICI PROFESSORIS / ORDINARII REGII / EIUSQ(UE) UXORIS / CATHARINAE BUNSOWEN / ANNO ˑ M ˑ DC ˑ LXXI

  4. D

    VICTORIA LIMES2)

  5. E

    67

Übersetzung:

(...) des heiligen Bischofs Martin (10. November) starb Katharina, Ehefrau des (...). Betet für sie. (A)

Erbbegräbnis des Konrad Friedlieb, Rechtsgelehrter im Lehnrecht und ordentlicher königlicher Professor für öffentliches Recht, und seiner Ehefrau Katharina Bünsow. Im Jahr 1671. (C)

Das Ende bedeutet Sieg. (D)

Wappen:
Friedlieb, Bünsow II

Kommentar

Wem die Platte ursprünglich gewidmet war, kann durch den Verlust großer Teile von Inschrift A, deren Datierung auf der Schriftform basiert, nicht mehr festgestellt werden. Die Reste von Inschrift B, in einer dünnstrichigen Variante der späten gotischen Minuskel (Vargatz/Völschow-Gruppe, siehe Einleitung, Kap. 8), deuten auf einen Besitzwechsel im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts hin, die später getilgte Inschrift am oberen Rand auf einen weiteren, bevor der Professor der Rechte Konrad Friedlieb († 1703) die Platte 1671 für sein Erbbegräbnis erwarb. Konrad Friedlieb war seit 1656 mit Katharina Bünsow, Tochter von Peter und Enkelin des Ratsherrn Christoph Bünsow († 1628), verheiratet. Konrad Friedlieb wurde 1692 als Freiherr von Friedensberg in den schwedischen Adelsstand erhoben.3)

Textkritischer Apparat

  1. [ - - - ]a] Vielleicht zu ergänzen zu vigilia.
  2. beati] Fehlt Pyl.
  3. antonii Pyl.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 298. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 22.
  2. Motto zu einem Emblem. Das Motto wird Epiktet zugeschrieben; vgl. Glasgow University Emblem Website, http://www.emblems.arts.gla.ac.uk/french/facsimile.php?id=sm816_p257 (Stand: 3.3.2009), dort Nachweis aus: Claude Paradin, Devises heroïques, 1557, S. 257.
  3. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 592f.; Schubert, Trauregister 9, S. 10 (Nr. 400).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 568 (A), 593 (C, D).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 181 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0018100.