Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 163† Heilig-Geist-Hospital (Lange Str. 51) 15.Jh.?

Beschreibung

Messingtafel oder -schild. Am Nordportal der Heilig-Geist-Hospitalkapelle, beschrieben 1829/30,1) 1890 nicht mehr vorhanden.2) Kosegarten zufolge stammte die Tafel „der Sage nach von dem Thore eines ehemaligen Klosters oder Hospitales“. In der Schildmitte „in sehr hoch erhabener Arbeit eine Löwinn; unter der Löwinn steht ein Korb mit kleinen Löwlein, welche die Mutter wahrscheinlich hüthet. Umher geht eine Inschrift in alter Mönchsschrift.“3)

Inschrift nach Kosegarten.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. nv sclvt dessea) dorezo blivet de deve hir vore

Übersetzung:

Nun schließe dieses Tor, dann bleiben die Diebe davor.

Kommentar

Die von Kosegarten genannte Schriftart deutet zunächst grob auf eine Entstehung der Inschrift zwischen der zweiten Hälfte des 14. und dem Ende des 15. Jahrhunderts. Da die einheitliche Pluralendung -en nicht vor 1400 üblich wird, die Inschrift jedoch die ältere Form blivet aufweist, ist auch eine Datierung vor 1400 denkbar.4)

Pyl ordnete die Messingtafel bzw. das Messingschild etwa sechzig Jahre, nachdem Kosegarten sie beschrieben hatte, ohne Angabe von Gründen dem Nordportal der Heilig-Geist-Hospitalkapelle zu.5) Bei dem von Kosegarten genannten Standort, dem Haus des Bäckermeisters Mengdehl, handelte es sich neueren Forschungen zufolge tatsächlich um das ehemalige Hospital (heute Lange Str. 51).6) Ob die Tafel jedoch tatsächlich bereits zu ihrer Entstehungszeit dort angebracht wurde, ist nicht mehr zu klären.

Textkritischer Apparat

  1. desse] desce Kosegarten, Pyl.

Anmerkungen

  1. Kosegarten, Messingtafel, S. 110: „An der Hausthüre des hieselbst in der Langenstraße wohnenden Bäckermeisters Mengdehl befindet sich ein großes messingenes Schild“. Vgl. dazu den Kommentar.
  2. So Pyl, Heiligengeist-Hospital, S. 8.
  3. Kosegarten, Messingtafel, S. 110.
  4. Dank an Dr. Robert Peters, Münster, für Auskünfte zu dieser Inschrift.
  5. Pyl, Heiligengeist-Hospital, S. 8.
  6. Zur nachreformatorischen Geschichte des Hauses bzw. Grundstücks vgl. Rütz, Heilig-Geist-Hospital (2002), S. 69.

Nachweise

  1. Kosegarten, Messingtafel, S. 110.
  2. Pyl, Heiligengeist-Hospital, S. 8.

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 163† (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0016302.