Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 149 St. Nikolai 3.V.15.Jh., 1689

Beschreibung

Grabplatte für Johannes Balke (A) und Matthias Darmer (B). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im vierten Joch des nördlichen Chorumgangs vor der Essen-Corswant’schen Kapelle.1) Im unteren Viertel ist der Stein unregelmäßig in zwei Teile gebrochen. Auf dem unteren Bruchstück an der Schmalseite und der linken Langseite sind Reste einer zerstörten, ehemals umlaufenden Inschrift mit Eckrosetten zu erkennen. Inschrift A für Johannes Balke verläuft entlang der oberen Schmalseite bis zur Mitte der rechten Langseite. In der oberen Hälfte des Innenfeldes Inschrift B für Matthias Darmer, darunter eine stark abgetretene Hausmarke (H49). Über B Nummerierung C. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, B und C eingehauen.

Maße: H. 192 cm, Br. 89 cm. Bu. 11 cm (A), 6,5 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal (A), Kapitalis mit Versalien (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    Jste lapis p(er)tinet d(omi)no io/han(n)i balke et suis he(re)dibus

  2. B

    DIESER STEIN / UND BEGRÄBNIS / GEHÖRET / MATTIAS DARMER / UND SEINEN ERBEN / A(NN)O 1689

  3. C

    198

Übersetzung:

Dieser Stein gehört Herrn Johannes Balke und seinen Erben. (A)

Kommentar

Inschrift A wurde in der schlankeren Spätform der gotischen Minuskel, die seit der Mitte des 15. Jahrhunderts die ältere, gedrungene Form rasch verdrängte, ausgeführt; a auch kastenförmig. Aufgrund historischer Erwägungen ist Inschrift A jedoch um bis zu einem Vierteljahrhundert früher anzusetzen und damit im Greifswalder Bestand möglicherweise der älteste Beleg für diese Schriftform.

Um die Mitte oder im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts kam die Platte an den Bäcker Johannes Balke. Dieser wohnte 1426 in der Kuterstraße (heute Baderstraße) und besaß weitere Häuser in dieser sowie in der Langen Straße. Er war mit einer Taleke verheiratet und hatte einen Bruder Herder, dem er 1440 das erwähnte Haus in der Kuterstraße übereignete. 1447 ist er als Vormund für die Witwe Gertrud Kindermann nachgewiesen. Auf Johannes geht vermutlich die Stiftung der Balke’schen Vikarie in der Nikolaikirche zurück, die später u. a. unter dem Patronat der Bäckergilde stand.2) 1689 kam die Platte an Matthias Darmer (B). Zwischenzeitlich oder später gehörte sie der Nikolaikirche (C).

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 126. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 19.
  2. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 381; Igel, Bürgerhaus, Kapitel 4.6.1, Dokument 184107, 184108, 186109 und öfter.

Nachweise

  1. Kirchner, Grabsteine Nikolaikirche, S. 197 (A).
  2. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 422 (A), 474 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 149 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0014909.