Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 104 Greifswald-Eldena, Zisterzienserkloster St. Marien 1413

Beschreibung

Grabplatte für den Pfarrer Gerhard Warschow. Kalkstein. Hochrechteckige, in der Mitte gebrochene Platte an der Westwand des südlichen Querhauses. Zwischen einfachen Linien umlaufend die erhaben in vertiefter Zeile gearbeitete Inschrift. In den Ecken Medaillons mit den Symbolen der Evangelisten, die leere Spruchbänder halten. Im Innenfeld unter einem von Säulen getragenen Rundbogen mit Kreuzblume in Ritzzeichnung die Darstellung des Verstorbenen im Priesterornat mit Birett. Seine linke Hand hält einen Kelch mit Hostie, die rechte ist segnend erhoben. Oberhalb des Bogens ein langgestrecktes Gebäude mit Dach und Fensteröffnungen, die den Blick auf die gegenüberliegende Fensterfront freigeben.

Inschrift ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 264 cm, Br. 152 cm. Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, Abteilung Archäologie und Denkmalpflege, Schwerin, Fotosammlung [1/1]

  1. Anno ˑ domini ˑ M° ˑ ccccxiii°a) / in profesto ˑ beator(um) ˑ fabiani ˑ et ˑ sebastian[i ˑ marty]r(um) ˑ o(biit) ˑ d(omi)n(u)s ˑ et ˑ magister / gherard(us) ˑ warskow(ius) ˑ licenciat(us) / i(n) medicinis ˑ et ˑ plebanus [ˑ] in ˑ ginxt ˑ orate ˑ deu(m) ˑ p(ro) ˑ a(n)i(m)a ˑ ei(us) ˑ transeu(n)tes

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1413 am Vortag des Festes der heiligen Märtyrer Fabian und Sebastian (19. Januar) starb der Herr und Magister Gerhard Warschow, Lizentiat der Medizin und Pfarrer in Gingst. Betet zu Gott für seine Seele, die ihr vorübergeht.

Kommentar

Die Inschrift ist in der für die ältere Zeit typischen Form der gotischen Minuskel ausgeführt. Aus dem Rahmen des Üblichen fallen die mit dem vorausgehenden Buchstaben verschlungenen Kürzungszeichen in gherard(us) warskow(ius).

Gerhard Warschow war ein Sohn von Albert, dem ersten, seit 1355 in Greifswald nachweisbaren Vertreter dieser Familie. 1386 einigte sich Gerhard Warschow mit seinen Brüdern Peter und Hermann über das väterliche Erbe. Hermann Warschow († 1388) war Pfarrer in Wiek auf Rügen (Ldkr. Vorpommern-Rügen). Er wurde in der Greifswalder Marienkirche in einem gemeinsamen Grab mit seinen bereits 1382 und 1383 verstorbenen Brüdern Johannes und Dietrich beigesetzt (Kat.-Nr. 64), Peter Warschow († nach 1405) fand sein Grab wahrscheinlich ebenfalls in der Eldenaer Klosterkirche. Seine Grabplatte befindet sich heute in der Turmhalle der Dorfkirche von Neuenkirchen (Ldkr. Vorpommern-Greifswald, Kat.-Nr. 96).1)

Textkritischer Apparat

  1. ccccxiii°] Das letzte c oben am abgeknickten Bogenabschnitt mit Zierstrich wie sonst bei r.

Anmerkungen

  1. Pyl, Eldena, S. 144–146; Igel, Bürgerhaus, Kapitel 2.3.4, Dokument 14003, 18003, 19110 und öfter.

Nachweise

  1. Kirchner, Grabsteine Eldena, Teil 1, S. 351.
  2. Kirchner, Grabsteine Marienkirche, S. 218.
  3. Pyl, Eldena, S. 142.
  4. N. N., Grabsteinkunst, S. XV, Tf. 8.
  5. Haselberg, Kreis Greifswald, S. 77.

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 104 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0010403.