Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 101 St. Nikolai 1411, 1575

Beschreibung

Grabplatte für Matthias Rekentin (B). Kalkstein. Hochrechteckige, in der Mitte gebrochene Platte im dritten Joch des südlichen Chorumgangs.1) Von der zwischen Medaillons mit den Evangelistensymbolen umlaufenden Inschrift A ist nur noch ein Rest an der rechten Langseite erhalten. In der Plattenmitte ein rechteckiges Feld mit zwei Vollwappen. Darüber und darunter Inschrift B für Matthias Rekentin. Die Zeilenanfänge sind abgetreten und nicht mehr lesbar. Darunter auf dem Kopf stehend Nummerierung C, am oberen Plattenrand ein griechisches Kreuz. Die Inschriften A und B erhaben in vertiefter Zeile, C eingehauen.

Inschriften A und B ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 219 cm, Br. 120 cm. Bu. 9 cm (A), 4,5–5 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [Anno domini m] / cccc ˑ xi ˑ diẹ [.]a[ - - - ]

  2. B

    [ - - - CH]R[VM]a) / [MATTHAEI RE]KENTIN QV[I] / [ - - - ]IS E[T]A[T]IS / [ - - - ] X[III] ANNOS / [ - - - ] PATRIAM // [ - - - ]A AB / [ - - - ]T MOR/[ - - - ] [ANN]O 15[7]5 / [ - - - ]

  3. C

    34

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1411 am Tag (...). (A)

Erbbegräbnis des Matthias Rekentin, der (...) im Alter (...) 13 Jahre (...) Vaterland (...) starb (...) im Jahr 1575. (B)

Wappen:
Rekentin, Beckendorf2)

Kommentar

Durch den überwiegenden Verlust der ältesten Inschrift (A) ist nicht mehr zu ermitteln, wem die Platte ursprünglich gewidmet war. 1575 wurde sie für die Grabstelle des Matthias Rekentin erworben (B). Die Familie Rekentin gehörte zum ältesten pommerschen Ritteradel. Sie ist auf dem Namen gebenden Gut bei Tribsees (Ldkr. Vorpommern-Rügen) erstmals durch die Brüder Johannes und Dietrich für das Jahr 1255 bezeugt. Später erwarb die Familie weiteren Grundbesitz, unter anderem im westlichen Mecklenburg. Bei dem zweiten, neben dem Rekentin’schen dargestellten Wappen könnte es sich, wie schon Pyl annahm, um das der Hamburger Senatorenfamilie Beckendorf handeln. Demnach wäre Matthias Rekentin mit einer Tochter aus diesem Haus verheiratet gewesen.3) Später kam die Platte in den Besitz der Nikolaikirche (C).

Textkritischer Apparat

  1. [ - - - CH]R[VM]] Zu ergänzen zu HEREDITARIVM SEPVLCHRVM.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 200. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 293.
  2. Wappen Beckendorf: hier nur Vogel.
  3. Klempin, Matrikeln Ritterschaft, S. 16, 146, 164, 316; Siebmachers Wappenbuch (ND) 9, aus Bd. 5 Abt. 3 der OA 1888, S. 2 (zur Familie Beckendorf); Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 449f.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 405 (A), 449 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 101 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0010102.