Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 88 St. Marien A.15.Jh., M.16.Jh., 4.V.16.–1.D.17.Jh., 2.V.17.Jh.

Beschreibung

Grabplatte für Anna und Ilsebe Schele (C, D). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im dritten Joch des südlichen Seitenschiffs.1) Drei Ecken fehlen. Von der ehemals zwischen einfachen Linien umlaufenden Inschrift A sind nur noch Reste an einer Schmalseite, außerdem zwei Eckmedaillons mit Evangelistensymbolen zu erkennen. Im Innenfeld ein Vollwappen mit gelehntem Schild, dessen Wappenbild verloren ist. Im Schildinneren wurde später Nummerierung F eingehauen. Alle weiteren Inschriften wurden entgegen der ursprünglichen Ausrichtung auf dem Kopf stehend angebracht. Am ursprünglich unteren, später oberen Rand des Innenfeldes die durch Meißelschläge stark beschädigte Inschrift B, von der nur noch einige Buchstaben erkennbar sind, darunter eine Hausmarke (H25). Rechts neben dem Wappenschild im Zentrum der Platte eine weitere Hausmarke (H26). Unterhalb des Schildes im Bereich des Oberwappens untereinander die später getilgten Inschriften C und D, rechts neben C eine dritte Hausmarke (H27).2) Am unteren Plattenrand unter einer eingeritzten Krone als Besitzzeichen der Marienkirche die Nummerierung E. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Maße: H. 200 cm, Br. 154 cm. Bu. 7,5 cm (A), 7 cm (B), 4,5 cm (C), 4 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A) mit Elementen der Fraktur (B), Kapitalis (C), mit Versal (D).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    Anno ˑ d(omi)ni ˑ M ˑ cccc ˑ [ - - - ] / [ - - - ]

  2. B

    d[....] [...]e sin erve(n)

  3. C

    [...]E[.] [.]AR [..] VND [A]NN[A] / SCHELEN VND EREN / L[I]ṾES ERVEN

  4. D

    I[..]H[..] V[ - - - ]N [V]ND ILṢEḄE / SCHELEN [VND IRE]N ERBEN

  5. E

    129

  6. F

    K / 17

Übersetzung:

(...) und Anna Schele und ihren leiblichen Erben. (C)

Kommentar

Die unten stumpf endenden Schäfte von i und n legen mit der defekten Jahreszahl eine Datierung von Inschrift A auf den Anfang des 15. Jahrhunderts nahe. Inschrift B gehört zur Vargatz/Völschow-Gruppe (siehe Einleitung, Kap. 8). Das Niederdeutsche und die Verwendung der Kapitalis weist Inschrift C in das letzte Viertel des 16. oder das erste Drittel des 17. Jahrhunderts, wogegen D, in hochdeutscher Sprache verfasst, in das zweite Viertel des 17. Jahrhunderts zu datieren ist.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 222.
  2. Dieselbe Hausmarke findet sich auch auf einer Grabplatte für Ulrich Jakobs, Kat.-Nr. 315A (1615).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 88 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0008804.