Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 78 St. Marien 3.D.14.Jh., M.16.Jh., 1667

Beschreibung

Grabplatte für N. N. (von) Greifswald (A), Johannes Erich (B) und Christoph Nürenberg (C). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im vierten Joch des südlichen Seitenschiffs an der Außenwand.1) Die ehemals zwischen einfachen Linien umlaufende Inschrift A für N. N. (von) Greifswald ist nur noch im oberen Bereich der rechten Langseite erhalten, der Rest ist abgetreten. Worttrenner in Form von Doppelpunkten. Die Metalleinlagen der Eckmedaillons sind verloren. Nicht mehr lesbare Reste von Inschriften auf den kreisförmigen Rahmen der Medaillons sind nur noch in der unteren linken Ecke erkennbar. In der linken oberen Ecke des Innenfelds die ausgemeißelte, aber noch lesbare Inschrift B für Johannes Erich. Darunter eine zugehörige Hausmarke (H22). An der entgegengesetzten Schmalseite, gegenüber den älteren Inschriften verkehrt herum, Inschrift C für Christoph Nürenberg. Sie wurde anstelle einer älteren, nur noch in Spuren sichtbaren Inschrift angebracht. Zu Inschrift C gehört ein als Relief ausgeführtes Vollwappen in der Plattenmitte, das durch einen Kranz gerahmt wird. Darüber Nummerierung D. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Maße: H. 296 cm, Br. 177 cm. Bu. 8 cm (A, B), 8–12 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Minuskel (B), Kapitalis mit Versalien (C).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [ - - - ]a) / [ - - - ] / [ - - - gri]//peswald : cui(us) : a(n)i(m)a per pia(m) m[isericordiam] [ - - - ]b)

  2. B

    haṇs err[i]k

  3. C

    H ˑ B ˑc) CHRISTOFF / NV̈RENBERG ˑ VND / SEINEN ˑ ERBEN / A(NN)Od) ˑ 1667

  4. D

    3

Übersetzung:

(...) Greifswald. Seine/ihre Seele ruhe durch Gottes gütiges Erbarmen in Frieden. (A)

Wappen:
Nürenberg I

Kommentar

Bei Inschrift A sind der linke und mittlere, oben gebrochene Schaft des w leicht nach links geneigt, sodass von einer Datierung auf das letzte Drittel des 14. Jahrhunderts auszugehen ist.

Die Platte war ursprünglich einem Mitglied der Familie (von) Greifswald gewidmet (A), die mit Hinrich von Greifswald seit 1307 in der Stadt nachzuweisen ist.2) Ein gleichnamiger Nachkomme erhielt anlässlich seiner Vermählung mit der Witwe des Albert von Stade 1359 eine Schmiede in der Langen Straße.3) Hinrich ist bis 1376 als Schmied nachweisbar.4) Nachkommen oder Seitenverwandte Hinrichs sind bis 1415 bezeugt: Randekin und dessen Kinder Johannes und Hedeke (1364), Hermann (1392), Tideke (1392–1393), Juten (1414) und Merten (1415).5) Um die Mitte des 16. Jahrhunderts kam die Platte an Johannes Erich (B).6) 1667 wurde sie durch Christoph Nürenberg, Sohn des Ratsherrn Balthasar Nürenberg († 1657) und der Gertrud Engelbrecht, erworben (C). Christoph war verheiratet mit Katharina von Braun. Er wurde 1658 in den Rat aufgenommen und war von 1672 bis 1675 Bürgermeister.7) Zwischenzeitlich oder später befand sich die Platte im Kirchenbesitz (D).

Textkritischer Apparat

  1. Pyl gibt – sehr wahrscheinlich als Ergänzung – den Anfang der Inschrift mit Anno domini m ccc an.
  2. Bei dem von Pyl angegebenen Ende der Inschrift dei requiescat in pace handelt es sich wohl ebenfalls um eine Ergänzung.
  3. H ˑ B ˑ] Für ‚Herrn Bürgermeister‘.
  4. A(NN)O] Kürzungszeichen fehlt.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 212. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 110.
  2. Poeck, Stadtbuch, S. 59 (Nr. 446).
  3. Igel, Bürgerhaus, Dokument 21109, 21111.
  4. Igel, Bürgerhaus, Dokument 79106.
  5. Igel, Bürgerhaus, Dokument 39104, 122102, 124110 und öfter.
  6. Johannes Erich besaß noch eine weitere Grabplatte in der Marienkirche, auf der er eine gleichartige Inschrift und dieselbe Hausmarke hatte anbringen lassen, Kat.-Nr. 130; zur Datierung der Inschriften und zu seiner Person siehe dort.
  7. Pyl, Genealogien 5, S. 399 (Nr. 364).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 568 (A), 581 (C).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 78 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0007808.