Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 70 St. Jacobi 1389–1392, E.16.–A.17.Jh., 1608, 1615, 1640, 1684

Beschreibung

Grabplatte für Nikolaus von Wampen (A), Joachim Arendt (D), Jakob Barch (E) und Dietrich Pauck (F). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im ersten Joch des südlichen Seitenschiffs an der Südwand.1) Außen zwischen einfachen Linien umlaufend ein Schriftband mit Eckmedaillons, dessen Inschrift für Nikolaus von Wampen (A) nur an der unteren Schmal- und der linken Langseite ausgeführt wurde. Die Inschrift und der Umriss eines zugehörigen gelehnten Wappenschildes in der Plattenmitte erscheinen auf dem Kopf stehend, da die Platte entsprechend den jüngeren, umgekehrt angebrachten Inschriften aufgestellt wurde. Der Wappenschild enthielt vermutlich Metalleinlagen. Die Buchstaben von Inschrift A sind stark abgetreten und nur noch im mittleren und oberen Bereich der linken Schriftleiste lesbar. Von den Eckmedaillons mit den Evangelistensymbolen kann man nur noch die beiden oberen schemenhaft erkennen. Die Figuren tragen nicht mehr lesbare Schriftbänder. Das Innenfeld wird von einer Reihe dicht aufeinander folgender Inschriften eingenommen. An der oberen Schmalseite das rechteckige Feld einer vollständig ausgemeißelten Inschrift. Darunter Inschrift B, gefolgt vom Umriss eines getilgten Wappenschilds. Danach untereinander die Inschriften C, F für Dietrich Pauck und D für Joachim Arendt. Darunter eine Hausmarke (H16). Das untere Drittel des Innenfeldes wird von Inschrift E für Jakob Barch eingenommen. Die Inschriften B, C und D wurden getilgt, sind aber teilweise noch zu erkennen. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Inschrift D ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 232 cm, Br. 130 cm. Bu. 6 cm (A, E), 4 cm (B, C), 5,5 cm (D), 5 cm (F).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis mit Versalien (B, C, E, F), Fraktur mit Elementen der gotischen Minuskel (D).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [ - - - ] / [ - - - ] [n]ycolaus ˑ de ˑ wannpena) ˑ or(ate) ˑ deum pro ˑ eo

  2. B

    D[ - - - ] S[...] HORT [ - - - ] / [ - - - ] SINEṆ [.....]

  3. C

    [ - - - ] [ - - - ]D VNDE / SINEN ER[VEN A(NN)O] 1608

  4. D

    Desse sthen vnde begrefftnis gehoret / Jochim [Ahren]t vnd sinen erven / anno 1615

  5. E

    DIESER STEIN VNDT BEGREB/NIS GEHÖRET ˑ IACOB BARCH / VNDT SEINEN ERBEN ˑ / ANNO 1640 ˑ

  6. F

    DIESER STEIN VND BEGREBNIS / GEHÖRET DIDERICH PAVCK / VND SEINEN ERBEN / ANNO 1684

Übersetzung:

(...) Nikolaus von Wampen. Betet zu Gott für ihn. (A)

Kommentar

Der Gewandschneider Nikolaus von Wampen (A), seit 1355 durch den Kauf eines Hauses in der Langen Straße nachzuweisen, war in erster Ehe mit einer Margareta verheiratet, die 1376 starb. Ihre Grabplatte befand sich ursprünglich ebenfalls in der Jacobikirche, wurde aber 1979 in die Marienkirche verlegt (Kat.-Nr. 57). Nikolaus erwarb zahlreiche Häuser und Grundstücke in Greifswald. Er starb zwischen 1389 und 1392. Seine zweite Ehefrau, mit der er sich nach Margaretas Tod vermählt hatte und für deren Sterbeinschrift vermutlich die beiden freigelassenen Schriftleisten vorgesehen waren, heiratete nach seinem Ableben Gerd Hagemeister.2)

Wie die ausgemeißelten Inschriften zeigen, hatte die Platte noch mindestens drei weitere Vorbesitzer, bis sie 1615 an den Schuster Joachim Arendt gelangte, der 1613 das Bürgerrecht erworben hatte und ein Haus in der Langen Straße besaß (D).3) 1640 kam sie an Jakob Barch, ebenfalls wohnhaft in der Langen Straße (E).4) 1684 ging sie in den Besitz von Dietrich Pauck über (F).5)

Textkritischer Apparat

  1. wannpen] Verhauen für wampen?

Anmerkungen

  1. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Jacobi, Nr. 6.
  2. Pyl, Genealogien 2, S. 394; Igel, Bürgerhaus, Kapitel 4.3.4. Nikolaus ist 1389 letztmals mit einer Grundstückstransaktion nachzuweisen (Igel, Bürgerhaus, Dokument 117101). Da seine zweite Ehefrau 1393 bereits mit Gerd Hagemeister verheiratet war, muss er – unter Einberechnung des Trauerjahres – in den Jahren 1389 bis 1392 verstorben sein.
  3. StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 35r. Als Besitzer des Hauses Lange Str. 44 ist er für die Jahre 1621 und 1652 nachgewiesen (StA Greifswald, Grundstückschronik). Er war vermutlich ein Sohn oder Neffe des Großschmieds Joachim Arendt, der 1592 das Bürgerrecht erworben hatte und das Haus Steinbeckerstr. 21 besaß (StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 18r; StA Greifswald, Grundstückschronik, 1616).
  4. StA Greifswald, Grundstückschronik, Lange Str. 42 (1632, 1690).
  5. Dietrich Pauck erwarb im selben Jahr eine weitere Grabplatte in der Jacobikirche. Deren Inschrift und Hausmarke sind mit Inschrift und Hausmarke auf der hier behandelten Grabplatte identisch; Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 658 (Nr. 30).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 655 (C), 656 (D), 657 (E), 658 (F).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 70 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0007002.