Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 68† St. Jacobi 1392, 1610

Beschreibung

Grabplatte für Lorenz Bokholt (A) sowie für Johannes Wegener, Gertrud Stuckmann und Ilsabe Knack (B). Nach Pyl (1885) lag die heute verlorene Platte im zweiten Joch des südlichen Seitenschiffs.1) Inschrift A für Lorenz Bokholt war außen umlaufend zwischen Eckrosetten, Inschrift B in zwölf Zeilen angebracht. Die Position des zu B gehörigen Wappens ist nicht bekannt.

Inschriften nach Pyl.

Maße: H. 230 cm, Br. 134 cm (Pyl).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis (B).

  1. A

    Anno d(omi)ni m ccc xcii ipso die beati calixti [o(biit) lau]rencius bokholt presbiter orate pro eo

  2. B

    Sepulchrum haereditarium viri clarissimi Johannes Wegeneri in academia Gryphiswaldensi Professoris mathematici eximii qui anno a partu salutifero MDCX Aprilis XV placide in domino obdormivit Sequente eum postero die conjuge charissima Gertrude Stuckmans sed et octiduum post socru Ilsabe Knaken quorum trium et praemissorum corpora hic condita gloriosam in novissimo die resurrectionem exspectant per Christum qui in se credentibus resurrectio est et vita2)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1392 am Tag des heiligen Calixtus (14. Oktober) starb der Priester Lorenz Bokholt. Betet für ihn. (A)

Erbbegräbnis des hochberühmten Mannes Johannes Wegener, an der Greifswalder Hohen Schule hervorragender Professor der Mathematik, der im Jahr nach der heilbringenden Geburt 1610 am 15. April friedlich im Herrn starb. Am Tag darauf folgte ihm seine teuerste Ehefrau Gertrud Stuckmann nach sowie acht Tage später die Schwiegermutter Ilsabe Knack. Die Körper der drei hier niedergelegten Vorgenannten erwarten die ruhmreiche Auferstehung am Jüngsten Tag durch Christus, der denen, die an ihn glauben, Auferstehung und Leben bedeutet. (B)

Kommentar

Lorenz Bokholt (A) war der Sohn des Bürgers Gerhard Bokholt und der Gertrud sowie Bruder des Ratsherrn (1360–1379) Johannes Bokholt. Er wurde 1360 der erste Inhaber der von seinem Bruder und anderen Verwandten gestifteten Bokholt’schen Vikarie in der Nikolaikirche. 1368 empfing er die Priesterweihe. Sein Studium in Prag 1378–1382 schloss er mit der Promotion zum Magister ab. Ein nach seiner Rückkehr nach Greifswald 1383 am Nikolaikirchhof erworbenes Haus veräußerte er im Jahr darauf wieder.3) Johannes Wegener (B), Sohn des Professors Philipp Wegener, wurde im Herbst 1599 zum Professor der Mathematik berufen. Im Herbst 1608 wählte man ihn zum Rektor.4) Er starb am 15. April 1610, einen Tag vor seiner Ehefrau Gertrud Stuckmann und acht Tage vor seiner Schwiegermutter Ilsabe Knack. Seine Tochter Dorothea heiratete 1624 den Professor der Rechte Joachim Völschow (Kat.-Nr. 115).

Anmerkungen

  1. Siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Jacobi, Nr. 37.
  2. Io. 11,25.
  3. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 342, 652, 734f., 1072; Pyl, Genealogien 2, S. 395.
  4. Kosegarten, Universität 1, S. 234; Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 655f.; Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 371, 406.

Nachweise

  1. Kirchner, Letzenitzen, S. 138 (A).
  2. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 652 (A), 656 (B).
  3. Haselberg, Kreis Greifswald, S. 91 (A).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 68† (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0006802.