Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 67 St. Nikolai um 1385–1390

Beschreibung

Wandmalerei. In der achten Kapelle des südlichen Seitenschiffs, vor 1985 aufgedeckt.1) Weiheinschrift links neben dem Fenster an der Südwand. Die zwischen einfachen Linien gemalte, vierzeilige Inschrift ist nur fragmentarisch erhalten. Die Zeilenanfänge links sind vollständig zerstört, die erste und vierte Zeile wird darüber hinaus durch rote, ornamentale Malereien beeinträchtigt.

Die Kapelle ist auch reich mit figürlichen Darstellungen ausgemalt, es ist jedoch unklar, welche Szenen zu derselben historischen Schicht wie die Inschrift gehören: an der Südwand rechts neben dem Fenster ein Schmerzensmann mit den Arma Christi; an der Ostwand eine Pietà mit sieben Schwertern für die Sieben Schmerzen Mariens, darüber als stehende Ganzfiguren Jakobus, Petrus und Paulus. Über beiden Bildern jeweils hohe Architektur-Baldachine. An der Westwand eine Kreuzigung mit Maria und Johannes, der ein Beutelbuch in der Hand hält; darüber die weniger gut erhaltene Auferstehung.

Inschrift ergänzt nach Thümmel.

Maße: Bu. ca. 8–9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Jürgen Herold [1/3]

  1. [ - - - ]d[....] [ho]c altare [es]t / [ - - - ] [h](on)ore o[(mn)]iu[(m) sanctorum] [ - - - ]e v(ir)gi(ni)s / [ - - - ]h[...]e[....] p[etri] et pauli iacobi / [apostol]or(um) s(an)c(t)e kath(erin)ea)

Übersetzung:

(...) dieser Altar ist (...) zu Ehren aller Heiligen, der Jungfrau (...), der Apostel (...) Petrus und Paulus, Jakobus und der heiligen Katharina.

Kommentar

Die Inschrift scheint – anders als die Weiheinschrift in St. Marien aus dem Jahr 1411 (Kat.-Nr. 100) – nicht überformt zu sein. Die Kapelle, deren Weihedatum nicht erhalten ist, war den Heiligen Petrus, Paulus, Jakobus d. Ä. und Katharina geweiht. Der schlechte Erhaltungszustand der Inschrift verhindert nicht nur die Identifizierung weiterer Patrozinien, sondern auch paläografische Beobachtungen. Die Datierung folgt daher den aktuellen bauhistorischen Befunden, denen zufolge die Kapelle etwa in den Jahren 1385 bis 1390 entstand.2)

Textkritischer Apparat

  1. kath(erin)e] Kürzungszeichen fehlt.

Anmerkungen

  1. In der ersten detaillierten Beschreibung der Malereien, die 1985 publiziert wurde, stellte der Autor fest, die Malereien der Ostwand seien erst teilweise freigelegt (Baier, Wandmalereien, bes. S. 663f.).
  2. Freundliche Mitteilung von André Lutze, Greifswald, August 2007.

Nachweise

  1. Thümmel, Inschriften, S. 122.

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 67 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0006705.