Inschriftenkatalog: Greifswald
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 77: Greifswald (2009)
Nr. 53 St. Nikolai 1369, 3.V.17.Jh., 1679
Beschreibung
Grabplatte für den Abt von Eldena Johannes Rotermund (A) und für Albrecht Pauck (C). Kalkstein. Aus der Eldenaer Klosterkirche stammende, ursprünglich trapezförmige, später hochrechteckig umgearbeitete Platte im fünften Joch des südlichen Seitenschiffs.1) Zwischen zwei Linien umlaufend Inschrift A für Johannes Rotermund. In den Ecken Medaillons mit den Evangelistensymbolen. Als Worttrenner Rauten und Rosetten. Durch die Umarbeitung der Platte vom Trapez zum Rechteck wurden im oberen Bereich der beiden Langseiten die Medaillons beschädigt und die Buchstaben auf den Schriftleisten leicht verkürzt. Zudem ist die Schrift hier, besonders am Ende der linken Langseite, erheblich abgetreten. Im Innenfeld die Darstellung des Verstorbenen als Ritzzeichnung unter einem auf Konsolen ruhenden Spitzbogen. Im Bereich des Kopfes ist die Figur stark abgetreten. Unterhalb der Plattenmitte wird sie durch die ausgemeißelte Inschrift B und die darüber angebrachte Inschrift C für Albrecht Pauck gestört. Am oberen Rand des Innenfeldes in der Mitte Nummerierung D, beidseitig hiervon je ein griechisches Kreuz. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, alle übrigen Inschriften eingehauen.
Inschrift A ergänzt nach Kirchner.
Maße: H. 217 cm, Br. 93 cm. Bu. 6 cm (A), 5 cm (B), 4,5 cm (C).
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A), Kapitalis mit Versalien (B, C).
- A
Anno ˑ d(omi)ni ˑ M ˑ ccc ˑ lxix / ipso ˑ die ˑ gregorii ˑ pape ˑ obiit ˑ dominus ˑ iohannes ˑ rotermunt / xx(us) ˑ secund(us) ˑ abbas / in ˑ hilda ˑ cui(us) ˑ a(n)i(m)a ˑ pe[r] ˑ piam ˑ mi(sericordi)am ˑ dei ˑ [requiescat in pace perpetua]
- B
S[ - - - ]M / [ - - - ]S STE[ - - - ] / T[ - - - ] / ET [ - - - ]E[ - - - ] / ˑ A(NN)O [....]a) ˑ
- C
DIESER STEIN VND BE/GREBNIS GEHÖRET / ALBRECHT PAVCK VND / SEINEN ERBEN / ˑ ANNO 1679 ˑ
- D
276
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1369 am Tag des Papstes Gregor (12. März) starb Herr Johannes Rotermund, zweiundzwanzigster Abt von Eldena. Seine Seele ruhe durch Gottes gütiges Erbarmen in ewigem Frieden. (A)
Begräbnis (...) und seiner Erben im Jahr (...). (B)
Textkritischer Apparat
- Ergänzungsvorschlag: SEPVLCHRVM [---]S STE[---] T[---] ET [EIVS H]E[REDVM] ˑ A(NN)O [....].
Anmerkungen
- Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 225. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 244.
- Pyl, Eldena, S. 133f., 561.
Nachweise
- Kirchner, Grabsteine Nikolaikirche, S. 195 (A).
- Pyl, Eldena, S. 134 (A).
- Haselberg, Kreis Greifswald, S. 119 (A).
Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 53 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0005301.
Kommentar
Die Platte wurde ursprünglich für den Eldenaer Abt Johannes Rotermund (A) angefertigt und bedeckte seine Grabstelle, deren genauere Lage nicht bekannt ist. Es kann nur vermutet werden, dass sie sich im Chorbereich der Kirche befand. Johannes IV. Rotermund war der zweiundzwanzigste Abt des Klosters Eldena. Er entstammte einem auf der Insel Rügen ansässigen Rittergeschlecht. Für den 10. August 1347 wird er erstmals als Mitglied des Konvents erwähnt, für den 19. Dezember 1365 als Prior genannt. Die genauen Amtsdaten als Abt sind nicht bekannt. Sein Vorgänger Martin lebte aber noch am 31. Januar 1367, Johannes starb im März 1369, sodass er höchstens zwei Jahre hat amtieren können. Seine Grabplatte ist die älteste der aus Eldena erhaltenen Abtsplatten, auf der die Stellung des Verstorbenen in der Reihenfolge der Äbte genannt wird.2)
Nach der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Platte von einem Unbekannten, der die später getilgte Inschrift B anbringen ließ, erworben und aus der bereits verfallenen Klosterkirche in die Greifswalder Nikolaikirche überführt. Dabei erhielt die ursprünglich trapezförmige Platte ihre heutige rechteckige Form. 1679 ging sie in den Besitz von Albrecht Pauck (C) über, der die Inschrift des Vorbesitzers ausmeißeln und seine eigene anbringen ließ. Die Nummerierung D zeigt, dass sich die Platte vermutlich später im Besitz der Nikolaikirche befand.