Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 51 St. Marien 1368

Beschreibung

Grabplatte für Johannes Zules (A). Kalkstein. Hochrechteckige, stark beschädigte Platte in der südlichen Turmseitenhalle.1) Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lag sie noch in der zentralen Turmhalle.2) Von der rechten unteren Ecke fehlt ein kleineres, von der linken ein größeres Stück. Die linke obere Ecke ist großflächig abgebrochen, die Spitze fehlt. Umlaufend Inschrift A für Johannes Zules. In den Ecken rosettenförmige Vertiefungen für verlorene Metalleinlagen, von denen nur noch die beiden oberen kenntlich sind. Größere Textverluste vor allem an der unteren Schmal- sowie an der linken Langseite. Besonders im oberen Bereich der Platte ist die Schrift stark abgetreten, an etlichen Stellen sind Buchstaben oder Buchstabenteile ausgebrochen. Das Innenfeld der Platte wird von der Ganzkörperfigur eines Priesters in Ritzzeichnung eingenommen. In Brusthöhe die kelchförmige Vertiefung einer ebenfalls verlorenen Metalleinlage. Über dem linken Fuß der Figur ein gelehnter Wappenschild mit gleichartigen Vertiefungen. An der Stelle des Kopfes eine später eingeritzte Krone als Besitzzeichen der Marienkirche, unmittelbar darunter Nummerierung B. Eine weitere Nummerierung (C) unterhalb des Kelches. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Inschrift A ergänzt nach Kirchner und Pyl.

Maße: H. 223 cm, Br. 114 cm. Bu. 7,5 cm (A).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    Anno d(omi)n[i] Ṃ ccc [lx]viii / in ˑ vigilia ˑ iacobị ˑ apostoli ˑ obiit ˑ d(omi)n(u)s ˑ iohan(n)es ˑ zụḷeṣ / presbyter [fundator] / [huius vicar]ie ˑ cui(us) ˑ a(n)i(m)a ˑ p(er) ˑ pia(m) ˑ mi(sericordi)am ˑ deia) req(ui)esc[at i]ṇ pace ạme(n)

  2. B

    11

  3. C

    5

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1368 am Tag vor dem Fest des Apostels Jakobus (24. Juli) starb Herr Johannes Zules, Priester, Stifter dieser Vikarie. Seine Seele ruhe durch das gütige Erbarmen Gottes in Frieden. Amen. (A)

Wappen:
Zules3)

Kommentar

Der Priester Johannes Zules entstammte einer auf Rügen ansässigen ritterschaftlichen Familie wendischen Ursprungs.4) 1341 trat er als Schlichter in einem Streit zwischen dem Kloster Eldena und der Stadt Greifswald auf. Er besaß je ein Haus in der Kapaunen- und der Rakower Straße sowie einen Garten. Das Haus in der Kapaunenstraße verkaufte er 1361. Im Jahr 1364 erbte Johannes Zules aus dem Nachlass des Priesters Dietrich Vogt, dessen Testamentsvollzieher er war, ein Buch (codicem album). In der Marienkirche stiftete er kurze Zeit später eine Vikarie am Altar der vier Evangelisten. Nach seinem Tod am 24. Juli 1368 ging sein Haus in der Rakower Straße an den Priester Gerhard Warschow über.5) Die Grabplatte fiel später an die Marienkirche (B, C).

Textkritischer Apparat

  1. dei] domini Pyl.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 281. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 11.
  2. Kirchner, Grabsteine Marienkirche, S. 216.
  3. Wappen Zules: Vertiefung in Form eines gespaltenen Sparren noch erkennbar, Metalleinlage mit möglichen Details heute verloren.
  4. Klempin, Matrikeln Ritterschaft, S. 147f.
  5. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 717–719. Zu Gerhard Warschow siehe Kat.-Nr. 104.

Nachweise

  1. Kirchner, Grabsteine Marienkirche, S. 216 (A).
  2. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 562 (A).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 51 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0005107.