Inschriftenkatalog: Greifswald
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 77: Greifswald (2009)
Nr. 26 St. Marien 1.H.14.Jh., 1581, 1582, 1598, 1655–1658, 1658
Beschreibung
Grabplatte für Kaspar Corswant (B, D), Anna Schwarz (C), Burchard Lüder (E) und Anna Corswant (E, F). Kalkstein. Die von Pyl (1885) noch im Ganzen beschriebene, hochrechteckige Platte ist heute in zwei Hälften geteilt. Die obere Hälfte liegt im dritten Joch des nördlichen Seitenschiffs an der Außenwand, die untere in der südlichen Turmseitenhalle vor dem Eingang zur westlichen Kapelle.1) Beide Teilstücke sind erheblich beschädigt. Das obere Teilstück wurde an der rechten Seite gekürzt. Es fehlt die rechte untere Ecke, die gegenüberliegende ist gebrochen. Die untere Hälfte ist in drei Fragmente zerbrochen, es fehlt die rechte obere Ecke. Die rechte Kante ist zum Teil von der Kapellenwand verdeckt. Die Bruchkante zwischen beiden Teilstücken verläuft vor der letzten Zeile von Inschrift C. Die zwischen Eckrosetten ehemals umlaufende Inschrift A ist nur noch an der oberen Schmalseite lesbar. Im oberen Drittel des Innenfeldes nebeneinander zwei Wappenschilde, der rechte mit einer Hausmarke (H6). Darunter in der Plattenmitte Inschrift B für Kaspar Corswant. Unter dieser Inschrift C für Anna Schwarz. Die letzte, nicht mehr lesbare Zeile befindet sich auf dem unteren Teilstück der Platte. Darunter Inschrift D für Kaspar Corswant sowie untereinander ohne Zwischenraum die Inschriften E und F für Burchard Lüder und Anna Corswant. Nummerierung G oberhalb von B zwischen den Spitzen der beiden Wappenschilde. Inschrift A erhaben in vertiefer Zeile, D erhaben in vertieftem Feld, die übrigen eingehauen.
Inschriften C und F ergänzt nach Pyl.
Maße: H. 107 cm, Br. 97 cm. Bu. 8 cm (A), 3,5–6 cm (B), 4–5,5 cm (C), 6,5 cm (D), 4,5 cm (E, F).
Schriftart(en): Gotische Majuskel (A), Kapitalis (D), mit Versalien (B, C, E, F).
- A
[AN]NO ˑ D(OMI)NI ˑ M° [ - - - ]
- B
IASPER CORSSWANT / VND SINEN ERVEN / 1581
- C
ANNO 1582 DEN XI DECEM/[B]R[IS] IS ANNA SVARTEN IASPER / KORSSWANT EHELIKE HVSFR[OWE] / SELICH IN GOD ENTS[LAPEN] D[ - - - ]
- D
ANNO 1598 DEN 21 AVG[VSTI] / [IS IA]SPER CORSVANT IN GO[D] / SELICHLIGEN ENTSLAPE[N]
- E
DIESER STEIN VNDT BEGREBNVS GEH[ORT] / BVRCHARD LVDER VND ANNAE CORSW[ANT] / VN[D I]HREN BEIDERSEITS ERBE[N]
- F
[ANN]O 16[58] DEN 18 IANVARY IST FRAVW / BVRCHARD L[V]DERSCHE ANNAE CORSWANTEN / SELICH ENTSCHL[AF]EN GOTT GEBE IHR EINEa) / FROLICHE AVFERSTEHVNGb)
- G
32
Corswant I | Corswant II |
Textkritischer Apparat
- EINE] Fehlt Pyl.
- Vor GOTT und AVFERSTEHVNG jeweils ein größerer Zwischenraum.
Anmerkungen
- Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 120. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 15.
- Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 184 (Nr. 25); Gesterding, Zweite Fortsetzung, S. 114 (Nr. 2). – Kaspar Corswant besaß eine weitere Grabplatte in der Marienkirche (Kat.-Nr. 250), unter der sein als Säugling verstorbener Sohn Matthias 1577 beigesetzt wurde.
- Schubert, Trauregister 9, S. 10 (Nr. 385). Die Hochzeit fand am 28. November statt.
- Gesterding, Zweite Fortsetzung, S. 114 (Nr. 2), S. 115 (Nr. 6), S. 116 (Nr. 18).
- Schubert, Trauregister 9, S. 26 (Nr. 10). Die Hochzeit fand am 19. Juli statt.
Nachweise
- Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 435 (B–E), 436 (F), 550 (A).
Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 26 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0002604.
Kommentar
Für wen die Platte – der Schriftart zufolge in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts – ursprünglich angefertigt worden ist, lässt sich aufgrund des überwiegenden Verlustes von Inschrift A nicht mehr feststellen. 1581 erwarb sie Kaspar (Jasper) Corswant (1540–1598, B) Kaufmann und Provisor der Marienkirche (Kat.-Nr. 256). Im Jahr darauf wurde seine Ehefrau Anna Schwarz darunter bestattet (C), 1598 Kaspar selbst (D).2) Deren Enkelin Anna Corswant, geboren 1617, Tochter des Ratsherrn Karsten Corswant (1571–1627), heiratete 1655 den Brauer Burchard Lüder.3) Kurz darauf ließen beide die Platte, die Anna geerbt hatte, als ihren Besitz kennzeichnen (E). Anna starb 1658 und wurde ebenfalls unter der Platte beigesetzt (F).4) Bereits 1659 vermählte sich Burchard Lüder mit Katharina Engelbrecht.5) Später ging die Platte in den Besitz der Marienkirche über (G).