Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 12 St. Nikolai 1332, 1628, 1689

Beschreibung

Grabplatte für Lorenz Bünsow (B) und Simeon Hermanni (C). Kalkstein. Hochrechteckige, in der Mitte in zwei Teile zerbrochene Platte in der Turmhalle vor dem südwestlichen Pfeiler.1) Von der umlaufenden Inschrift A sind nur noch die obere Zeile sowie einzelne Buchstaben in den anschließenden Bereichen der rechten und linken Zeile lesbar. Der überwiegende Teil ist vollständig abgetreten. Die Inschrift beginnt mit einem Kreuz und endet mit einer Rosette als Zeilenfüller. Auf der unteren Plattenhälfte Spuren eines zu A gehörigen gelehnten Schildes, die von den jüngeren Inschriften überlagert werden. Unterhalb der Plattenmitte zunächst Nummerierung D. Darunter folgt Inschrift B für Lorenz Bünsow. Nach der vorletzten Zeile ein zugehöriger Wappenschild, die letzte Zeile mit der Datierung mit einigem Abstand nach oben beiderseits des Schildes. Inschrift C für Simeon Hermanni wurde später ohne Rücksicht auf das Wappen in den Raum zwischen vorletzter und letzter Zeile von B eingefügt. Die beiden letzten Ziffern von B sind dabei umgearbeitet worden, die ursprünglichen aber noch erkennbar. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Maße: H. 258 cm, Br. 139 cm. Bu. 11 cm (A), 5 cm (B, C).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A), Kapitalis (B), mit Versalien (C).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    + AN(N)O DO(MIN)I M CCC ˑ XXXII / [..]S[...]R[ - - - ] / [ - - - ] / [ - - - ]E ˑ [.]INA ˑa)

  2. B

    DIESER ˑ STEIN ˑ VND ˑ BEGREBNVSSE / GEHORET ˑ LORENTZ ˑ BVNSOWEN / ˑ VND ˑ SEINEN ˑ ERBEN ˑ / ANNO // 1628

  3. C

    IAM / SIMEONI HERMANNI / ET HAER(EDIBVS) / ANNO // 1689

  4. D

    52

Übersetzung:

Nun dem Simeon Hermanni und (seinen) Erben. Im Jahr 1689. (C)

Wappen:
Bünsow I

Kommentar

Durch den weitgehenden Verlust der ältesten Inschrift (A) ist nicht mehr festzustellen, wer der im Jahr 1332 Verstorbene war, dem die Platte ursprünglich gewidmet wurde. Den Ziffernformen von Nummerierung D nach zu urteilen war sie im 16. Jahrhundert in Kirchenbesitz, 1628 erwarb sie der Rechtsanwalt und Gerichtssekretär Lorenz Bünsow (B). Er wurde 1568 als Sohn des Rechtsanwalts Michael Bünsow und der Katharina Burggraf geboren, erlangte 1588 das Bürgerrecht und wurde 1616 zum Administrator der Bürgerschaft gewählt. Ihm gehörte ein Haus in der Fischstraße. Verheiratet war er mit Katharina Dehn (1578–1656). Er starb am 1. Januar 1629.2) 1689 kam die Platte an Simeon Hermanni (C), der von 1677 bis 1683 Bürgerworthalter, von da an Ratssekretär war.3)

Textkritischer Apparat

  1. Nach dem Worttrenner folgt eine Rosette.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 314. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 200.
  2. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 149 (Nr. 5); Gesterding, Zweite Fortsetzung, S. 8 (Nr. 11); Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 574; Lange, Vitae Pomeranorum, S. 48, mit dem falschen Todesdatum 22. Dezember 1628. In UB Greifswald, Vitae Pomeranorum, Bd. 5, das korrekte Datum 1. Januar 1629. Langes falsche Angabe wurde übernommen von Spruth, Notare, Nr. 124 (Sedina-Archiv, N. F. Bd. 3, 14. Jg., Nr. 5, 1968, S. 115); Biederstedt, Bürgervertretungen, S. 260 (Nr. 4).
  3. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 137 (Nr. 26), S. 149 (Nr. 15).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 574 (B, C).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 12 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0001200.