Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 7 St. Nikolai 1303, 1627

Beschreibung

Grabplatte für Hans Gronow (B, C). Kalkstein. Quadratisches Plattenfragment im dritten Joch des nördlichen Seitenschiffs vor dem dritten freistehenden Pfeiler nahe dem Kanzelportal.1) Bis zu den Umbauarbeiten in den 1980er Jahren lag es weiter nordöstlich, im vierten Joch des nördlichen Seitenschiffs. Der ursprünglich etwa doppelt so großen, hochrechteckigen Platte fehlte schon im 19. Jahrhundert die untere Hälfte. Von der in den Ecken durch Rosetten gegliederten, umlaufenden Inschrift A ist nur noch die obere Zeile deutlich lesbar, die linke fast völlig abgetreten, die rechte stark beschädigt. Als Worttrenner wurden Doppelpunkte verwendet. In der Mitte des Fragments Inschrift B für Hans Gronow, die zweite Zeile greift nach rechts in Inschrift A ein. Über B Nummerierung D. Am unteren Rand eine zu B gehörige Hausmarke (H1) mit den Initialen C. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Maße: H. 89 cm, Br. 91 cm. Bu. 7,5 cm (A), 5 cm (B), 4,5 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A), Kapitalis (C), mit Versalien (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    ANNO : D(OMI)NI : M° / CCC° ỊỊỊa) [ - - - ] / [ - - - ] / [ - - - ] ẸOb)

  2. B

    DIESER STEIN GE/HORET HANS GRONOW / VNDT SEINEN ERBEN / ANNO 1627

  3. C

    H Gc)

  4. D

    118

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1303 (...) betet (zu Gott) für ihn. (A)

Kommentar

Bei Inschrift A handelt es sich um die älteste Grabinschrift der Nikolaikirche. Weil sie nur noch fragmentarisch erhalten ist, lässt sich nicht mehr feststellen, wem sie gewidmet war. 1627 ging die Platte an Hans Gronow über (B, C). Dabei könnte es sich um einen Gerber, der 1594, oder einen Zimmermann, der 1607 das Bürgerrecht erlangt hatte, handeln.2) Ersterer ist 1600 als Besitzer eines Hauses in der Weißgerberstraße nachgewiesen. Er oder sein gleichnamiger Verwandter erwarben 1617 ein halbes Erbe in der Rotgerberstraße. Für 1616 erscheint ein Hans Gronow auch als Besitzer eines Hauses in der Langefuhrstraße.3) Später kam die Platte an die Nikolaikirche (D).

Textkritischer Apparat

  1. III] So auch Pyl.
  2. [ - - - ] ẸO] Zu ergänzen zu ORATE PRO EO oder ORATE DEVM PRO EO.
  3. H G] Für ‚Hans Gronow‘.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 24. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 145.
  2. StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 19v (1594), Bl. 30v (6. Februar 1607).
  3. StA Greifswald, Grundstückschronik, Weißgerberstr. 14d (1613–1665), Rotgerberstr. 3–5 (1617), Friedrich-Löffler-Str. (früher Langefuhrstr.) 23 (1616).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 401 (A), 474 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 7 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0000709.