Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 4 St. Marien 1300, 2.H.15.Jh.

Beschreibung

Grabplatte für Mitglieder der Marientidenbruderschaft (B). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im fünften Joch des südlichen Seitenschiffs.1) Die linke untere Ecke fehlt. Zwischen einfachen Linien umlaufend und in der Mitte der oberen Schmalseite beginnend die stark abgetretene Inschrift A, nur noch an der oberen Schmalseite und im oberen Drittel der rechten Langseite lesbar. Inschrift B, in der Plattenmitte querlaufend, beginnt unmittelbar am linken Plattenrand. Darunter Nummerierung C. Im unteren Bereich des Innenfeldes Spuren einer nicht mehr lesbaren Inschrift. Inschrift B erhaben in vertiefter Zeile, A und C eingehauen.

Maße: H. 233 cm, Br. 132 cm. Bu. 7 cm (A), 10 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A), gotische Minuskel (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    + ANNO / D(OMI)NI ˑ M ˑ CCC ˑ DO[ - - - ]a) / [ - - - ] / [ - - - ]/[.]CATb) I(N) P[A]CE

  2. B

    lapis d(omi)nor(um) horar(um) b(ea)te marie v(ir)g(in)is

  3. C

    K / 29

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1300 am Sonntag (...) ruhe in Frieden. (A)

Stein der Herren von den Horen der heiligen Jungfrau Maria. (B)

Kommentar

Es handelt sich um die Grabplatte mit der ältesten Inschrift (A) in der Marienkirche. Da große Teile des Textes fehlen, ist nicht mehr feststellbar, wem die Platte ursprünglich gewidmet war. Im 15. Jahrhundert kam sie in den Besitz der Marientidenbruderschaft,2) die von dem Bürgermeister Johannes Hilgemann († 1430) im Jahr 1417 gegründet worden war. Die Mitglieder der Bruderschaft waren Geistliche. Da die Inschrift der Bruderschaft (B) mit den schlanken Buchstabenproportionen bereits ein Merkmal der Spätform der gotischen Minuskel aufweist, ist sie auf die zweite Jahrhunderthälfte zu datieren. Eine nicht mehr lesbare jüngere Inschrift verweist auf einen weiteren Besitzwechsel. Im 18. Jahrhundert gehörte die Platte der Marienkirche (C).

Textkritischer Apparat

  1. DO[ - - - ]] Zu ergänzen zu DOMINICA.
  2. [ - - - ]/[.]CAT] Zu ergänzen zu REQVIE/SCAT.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 188. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 95.
  2. Der Bruderschaft gehörten außerdem die Grabplatten Kat.-Nr. 19, 39.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 547 (A), 569 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 4 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0000408.