Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 82† St. Cosmas und Damian zum Markte 1547

Beschreibung

Epitaph des Superintendenten Dr. Eberhard Wiedensehe. Es bestand nach Heineccius aus einer mit Pergament bezogenen Holztafel1); weitere Angaben zur Art der Ausführung werden nicht gemacht.

Inschrift nach Heineccius.

  1. Epitaphium Eberhardi Wiedensehe Doctoris et Superattendentis defuncti anno ab orbe redempto per Christum 1547 vigilia pasche

    Hastu mich gebissenn Du leidiger DothUnd also gerissenn Aus all meiner NothDas soll mir gedeyen Zu der SeligkeitAus must du mich speien Wer es dir auch leidtMein Erlöser lebet Daß weiß ich vorwarWen der Himel bebet Nim du das gewarSo werd ich auff steenn Ausa) dem rachen deinUnd will frölich seenn Christ den Herren meinBin ich den gestorbenn Ist vorzert mein HautIst mein Fleisch verdorbenn Werd ich wie ein BrautMit Schmucke vmbgebenn Aus der massen feinAlso ewig lebenn Und ewig bey Christo seinZumb) LeserGottes Wort rein und klar Dadurch Gott geerettVor der Welt offenbar Habe ich frie gelerettKerestu dich nicht darann Und wilt das vornichtennIch habe mein getan Was gilt es Gott wirds richtennWas ich habe geleret Las dirs gesagett seinHatt dich das bekerett Und gespeisett feinEwig wirstu lebenn Das hastu GewinnDort wird uns Gott gebenn Ade ich bin dahinnEgo vivo et vos vivetis2) Jo. 14

Übersetzung:

Grabschrift des Doktors und Superintendenten Eberhard Wiedensehe, der im Jahr seit der Erlösung der Welt durch Christus 1547 am Tag vor Ostern (9.4.) verstarb.

Ich lebe und ihr werdet leben.

Versmaß: Deutsche Reimverse mit Binnen- und Endreim.

Kommentar

Eberhard Wiedensehe (Wiedensee)3), seit 1533 Pastor der Marktkirche und dritter Superintendent Goslars, wurde etwa 1485 in Hildesheim geboren und war zunächst Propst des Halberstädter Augustiner-Chorherrenstifts St. Johann sowie Pfarrer an St. Martini. Aufgrund seiner lutherischen

Predigten abgesetzt, wurde er Prediger in Magdeburg, wo er die Reformation entscheidend vorantrieb. Nach einer Tätigkeit für Gf. Christian (III.) von Hadmersleben wurde er 1533 nach Goslar berufen4); dort starb er am 9. April5) 1547.

Textkritischer Apparat

  1. Aus] Ans Heineccius.
  2. Zum] Ic um Heineccius.

Anmerkungen

  1. epitaphium in palimpsesto exaratum & tabellae ligneae infixum (Heineccius, S. 496b).
  2. Io. 14,19.
  3. So Meyer, Pastoren 1, S. 339.
  4. Vgl. Art. ‘Widensee, Eberhard’ (W. Göbell), in: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, hg. von Kurt Galling u. a., Tübingen 31986, hier Bd. 6, Sp. 1681; auch Art. ‘Weidensee, Eberhard’ (Waldemar Kawerau), in: Allgemeine Deutsche Biographie, hg. von der Historischen Commission bei der Königl[ichen] Akademie der Wissenschaften, 56 Bde., München 1875–1912, ND Berlin 1967–1971, hier Bd. 41, S. 448–450; E. C., Geschichte, S. 203.
  5. Hölscher, Reformation, S. 156, sowie Allgemeine Deutsche Biographie (wie Anm. 4), S. 450, und Crusius, S. 241, geben als Todestag den 13. April an.

Nachweise

  1. Heineccius, S. 496f.
  2. Hölscher, Reformation, S. 157.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 82† (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0008201.