Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 79 Mönchestr. 3 1528, 1611

Beschreibung

‘Mönchehaus’, giebelständig, bestehend aus vier Geschossen und zehn Gefachen; zweites und drittes Obergeschoß kragen vor. Das Haus wurde zu Beginn der sechziger Jahre innen und außen restauriert1). Die erhaben ausgeführte Inschrift A befindet sich am reich verzierten hölzernen Torbogen in einem von Putten gehaltenen Band, die kaum erhabene Inschrift B am Anbau in der Jakobistraße auf dem Schwellbalken des Fenstererkers eines schmalen Zwischenbaus, der den älteren Hausteil mit einem dahinter gelegenen Brauhaus verband2). Inschrift A weist paragraphzeichenförmige Worttrenner auf. Inschrift B ist bis zur Unkenntlichkeit in einer geschwungenen, ligaturreichen Kapitalis überfaßt. Die nicht erhaltene Inschrift C war offenbar im Hausteil an der Jakobistraße in dem Raum angebracht, der den Erker mit Inschrift B aufweist3). Zu den Wandmalereien im Mönchehaus vgl. Nr. 84.

Inschrift C nach Mithoff, Archiv.

Maße: Bu. ca. 10 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (B).

Julia Zech [1/4]

  1. A

    ·1·5·2·8·

  2. B

    HOMO BVLLA4) CHRISTOPHORVS STRVBVS DVLCIS SORS ANNA (ET)a) CONIVNX AFb)AEDIFICARE DEVS PROTEGAT O(MNI)POTENS. ANNO · 1611

  3. C

    SI DEVS PRO NOBIS QVIS CONTRA NOS5)All mein Thun zu jeder Fristgeschieht im namen Jesu ChristEs geschieht gleich früh oder spatbis all mein Thun ein Ende hat

Übersetzung:

Der Mensch (ist wie eine) Wasserblase. Christoph Struve und seine liebreiche Ehefrau Anna Sors erbauten (es). Gott, der Allmächtige, möge (es) schützen. Im Jahr 1611. (B)

Wenn Gott für uns (ist), wer (kann) gegen uns (sein). (C)

Versmaß: Elegisches Distichon (B, Z. 2–3)6).

Kommentar

Christoph Struve wurde 1574 in Bockenem geboren und starb Ende Juni 1615 in Goslar. Er absolvierte ein juristisches Studium in Helmstedt und Wittenberg und diente danach einige Jahre in der herzoglichen Kanzlei und am Hofgericht in Wolfenbüttel. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands zog er sich vom Hof zurück und ließ sich in Goslar nieder, wo er 1601 das Bürgerrecht erwarb7) und sich mit Anna Sors verheiratete. Die Ehe blieb kinderlos. Zusammen mit seiner Frau stiftete er eine vergoldete Weinkanne für die Kirche St. Jakobi. Nachdem er von einem Unfall genesen war, starb er an der Schwindsucht. Seine Witwe Anna Sors wird noch 1616 in einem Gerichtsverfahren genannt8).

Textkritischer Apparat

  1. ET-Ligatur.
  2. AF] Lesung und Bedeutung unsicher; vgl. Anm. 6.

Anmerkungen

  1. Vgl. ‘Arbeiten an einem mittelalterlichen Kleinod’, Goslarsche Zeitung 22.2.1964. Genaue Beschreibungen des Hauses bei Griep, Bürgerhaus, S. 163f; Steinacker, S. 21–27.
  2. Vgl. ebd., S. 24 (Abb. 7), S. 26.
  3. Nach Mithoff, Kunstdenkmale, S. 73, befand sie sich „über innern Thüren“, nach Griep, Bürgerhaus, S. 164, „über Fenstern“. In diesem oder einem weiteren Raum des Anbaus mit farbig gefaßten Gefachen befand sich außerdem die Jahreszahl 1692.
  4. Walther II 8, Nr. 37246.
  5. Rm. 8,31.
  6. Die Buchstabenkombination AF ist nicht Bestandteil des Hexameters; vgl. Anm. b.
  7. Goslarer Bürgerbuch 1, 1601/21.
  8. Alle Angaben nach Leichenpredigt Christoph Struve, gehalten von einem Verwandten, Pastor an St. Jakobi (Exemplar Nds. SUB Göttingen, 4° V. XI, Nr. 14); vgl. auch Samse, S. 233.

Nachweise

  1. Mithoff, Archiv, S. 41 (C).
  2. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 73 (C).
  3. Kdm. Stadt Goslar, S. 381 (B).
  4. Bonhoff, Hausinschriften, S. 23f (A, B).
  5. Griep, Bürgerhaus, S. 163f (A, B).

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 79 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0007901.