Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 143 Kreuzgasse 1 1612

Beschreibung

Haus, traufenständig zur Jakobistraße, bestehend aus drei Geschossen und fünf Gefachen. Die erhabene Inschrift A ist links neben dem rundbogigen Türsturz angebracht, dort auch zwischen dem Vor- und dem Nachnamen des Bauherrn ein Handwerkerzeichen, der Zainshaken der Münzer. Inschrift B ist am Schwellbalken des an der linken Hausseite vorkragenden, drei Gefache breiten Obergeschosses, C am Schwellbalken des zweiten Obergeschosses angebracht. Die nicht erhaltene Inschrift D befand sich an der Giebelseite des Hauses in der Kreuzgasse. In den Inschriften A und B ist u mit einem u-Bogen oder einem übergeschriebenen Querstrich versehen.

Inschrift D nach Mithoff.

Maße: Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Fraktur (A, B), mit einzelnen Elementen der gotischen Minuskel (C).

Inschriftenkommission Göttingen [1/3]

  1. A

    Harmen Schla(n)busch / M: B:

  2. B

    Trawr nicht das Gluck kumpt wundrbarlich.Ob es gleich der Neider hatt villSo gibt es Gott doch wem er will1)

  3. C

    Gott der alle dinge vermagkBehut dis Hausz zu Nacht und Tagk.Er wolle vns auch geleidenWan wir von hin sollen scheiden.Anno 1612

  4. D

    Nicht sorg für mich.sondern für dich2).Thu ich vnrecht.so hüt du dich.

Kommentar

Der unterschiedliche Schriftcharakter der Inschriften B und C läßt vermuten, daß sie nicht zum gleichen Zeitpunkt entstanden. Harmen Schlanbusch erwarb 1611 das Bürgerrecht für sich, seine Frau Adelheid Tepfer (Depfer) und ihre Kinder Heinrich und Ilsabeth; er wird als Münzergenosse bezeichnet3). Er war 1619–1625 in Goslar Münzmeister der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel und auch in Zellerfeld tätig. Für die Zeit nach 1625 sind keine unter seiner Aufsicht geprägten Münzen mehr bekannt4).

Anmerkungen

  1. Wander 3, Sp. 993 Nr. 15.
  2. Wander 4, Sp. 640 Nr. 36.
  3. Goslarer Bürgerbuch 1, 1611/62. Wenige Jahre später wird offenbar eine Schwester Harmens als Bürgerin aufgenommen (ebd., 1616/52). Zu der im Bürgerbuch gebrauchten Bezeichnung Müntzerohm (Zunftgenosse der Münzer) vgl. Deutsches Wörterbuch, hg. von Jacob und Wilhelm Grimm, 16 Bde. in 32, Leipzig 1854–1960, hier Bd. 13, Sp. 1199.
  4. Angaben nach Mithoff, Kunstdenkmale, S. 74 Anm. 2. Vgl. auch die auf seinen Sohn Heinrich Schlanbusch 1661 gehaltene Leichenpredigt (Exemplar Nds. SUB Göttingen, 4° V. XXII, Nr. 5, S. 50), wo sich Angaben über das Leben des Vaters finden.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 74.
  2. Steinacker, S. 66 (A–C).
  3. Kdm. Stadt Goslar, S. 401f.
  4. Andrae, S. 435 (A, B).
  5. Bonhoff, Hausinschriften, S. 23 (A–C, unter Jakobistr. 15).
  6. Deutsche Renaissance, Bl. 18.
  7. Griep, Bürgerhaus, S. 160; Tf. 11b, 30a.
  8. Geyer, Abb. S. 76 (A).

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 143 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0014309.