Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 131† St. Katharinenkapelle 1603

Beschreibung

Weiheinschrift. Über den Anbringungsort und die Art der Ausführung ist nichts bekannt. Heineccius gibt an, die Inschrift sei kurz vor Entstehung seines Werkes, also zu Beginn des 18. Jahrhunderts, noch zu sehen gewesen, mittlerweile jedoch nicht mehr vorhanden1).

Inschrift nach Heineccius.

  1. Anno MDCIII in die Bartholomaei Apostoli inchoata sunt divina in hoc templo Cathariniano Deo auspice et permissu amplissimi hujus urbis Senatus ad modum Augustanae Confessionis unanimique voto Dominorum Capitularium Montis S. Petri pro tempore existentium nempe horum Vt Domini Wilhelmi Schuttens Senioris Domini Antonii Poeks SubSenioris Domini Johannis ab Uslers J(uris) V(triusque) D(octoris) et Domini Georgii Papae quod et divina favente gratia inposterum ita consummabunt Deus Opt(imus) Max(imus) confirmet per gratiam Spiritus sancti quod operatus est in nobis Amen

Übersetzung:

Im Jahr 1603 am Tag des Apostels Bartholomäus (24.8.) begannen die Gottesdienste in dieser Katharinenkirche, im Schutz Gottes und mit Erlaubnis des sehr bedeutenden Rates dieser Stadt, nach dem Augsburger Bekenntnis und auf einmütiges Verlangen der zu dieser Zeit lebenden Kapitelherren des Petersbergs, nämlich der folgenden: des Seniors Herrn Wilhelm Schütte, des Subseniors Herrn Anton Poek, des Doktors beider Rechte Herrn Johann von Uslar und des Herrn Georg Pape, was sie auch, so Gott will, in Zukunft so ausführen werden. Der beste höchste Gott möge durch die Gnade des Heiligen Geistes bestärken, was er in uns bewirkt hat. Amen.

Kommentar

Die St. Katharinenkapelle befand sich in der Glockengießerstraße zwischen dem Lamborger Tor und dem Kegelworthturm etwa gegenüber dem St. Annenhospital und war in den Stadtmauerring einbezogen2). Nachdem der Goslarer Rat 1527 das Petersbergstift zerstört hatte, nutzten die Stiftskanoniker die Katharinenkapelle, um Messen zu feiern3). Erst 1570 führten sie die Reformation ein und hielten von da an ihre Gottesdienste in St. Simon und Judas ab4). Obgleich eine Vereinigung der beiden Stifte geplant war, bezogen die Petersberger Kanoniker aufgrund von Rangstreitigkeiten mit den Kanonikern von St. Simon und Judas 1603 erneut die mittlerweile renovierte Katharinenkapelle5).

Wilhelm Schütte ist seit 1569 als Stiftsherr und für das Jahr 1575, in dem die Stiftsherren ein Inventar ihrer Kirchengeräte und Ausstattungsstücke erstellten, als Senior nachweisbar; wahrscheinlich starb er 16146). Offenbar war er auch Inhaber einer Vikarie am Altar Johannes Bap. und Johannes Ev. an St. Simon und Judas7). Der Subsenior Anton Poek war seit 1592 Kapitelmitglied, außerdem Propst von Wöltingerode und Vikar an St. Simon und Judas; er starb wohl 16068). Im Jahr 1615 zahlte die Stadt ein Darlehen an seine Witwe Dorothee zurück9). Georg Pape war seit 1601 Kanoniker; wahrscheinlich starb er 161510). Zu Johann von Uslar vgl. Nr. 114.

Anmerkungen

  1. Heineccius, S. 552b: inscriptio in hac aede ante paucos adhuc annos conspicua (...) nunc deleta est.
  2. Zur St. Katharinenkapelle vgl. Graf, Kap. II.1.2.2. ‘Kapellen mit Dotation’; Griep, Goslar um 1500, S. 32.
  3. Kdm. Stadt Goslar, S. 72, 76.
  4. Crusius, S. 263.
  5. Kdm. Stadt Goslar, S. 76; Crusius, S. 282. Vgl. auch StA Goslar, Urkunde Petersbergstift Nr. 120 (1582 Juli 17); in dieser Urkunde wird auch Wilhelm Schütte als Senior des Petersbergstifts erwähnt.
  6. Vgl. Karl Sigismund Moeschell, Kurtze Diplomatische und Grundliche Geschichte von dem Kaiserlichen unmittelbahrem Reichsstifte auf dem Petersberge vor und in Goslar, Hildesheim 1757, S. 51; Crusius, S. 263f. In einer Urkunde von 1600 (StA Goslar, Urkunde Petersbergstift Nr. 132 [1600 Feb. 25]) wird er nur als Kanoniker bezeichnet.
  7. Vgl. StA Goslar, Urkunde Domstift Nr. 849 (1569 Sept. 5), Nr. 803c (1605 Jan. 1; in dieser Urkunde wird Wilhelm Schütte als verstorben bezeichnet).
  8. Moeschell (wie Anm. 6), S. 51; Crusius, S. 282.
  9. StA Goslar, Urkunde Stadt Goslar Nr. 1327c (1597 März 29, vgl. Vermerk von 1615 auf der Rückseite); siehe auch Nr. 1345e (1601 Juli 2).
  10. Moeschell (wie Anm. 6), S. 51f; Crusius, S. 282. Zu Georg Pape vgl. auch StA Goslar, Urkunde Stadt Goslar Nr. 1367a2, 1367a3 (1611 Aug. 29).

Nachweise

  1. Heineccius, S. 552.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 131† (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0013109.