Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 126 An der Gose 8 Anf. 17. Jh.

Beschreibung

Haus, traufenständig, bestehend aus zwei Geschossen, sieben Gefachen und einer dreieinhalb Gefache breiten, stumpfwinklig an der Traufe ansetzenden Schmalseite zur Gose. Die Inschrift ist auf dem Schwellbalken des Obergeschosses (A) und dessen Fortsetzung an der Schrägseite (B) angebracht.

Maße: Bu. ca. 8 cm (A), 12 cm (B).

Schriftart(en): Mischschrift aus gotischer Minuskel und Fraktur (A), Fraktur (B).

Inschriftenkommission Göttingen [1/3]

  1. A

    Ih bin jungk gewesen und Alt worden. und habe noch nie gesehen den Gerechten verlaszen · Oder seinen Samen nach Brott gehen1) Er ist Alletzeit Barmhertzigk vnd leihet gerne2) Psal : 37 :

  2. B

    Wer Gott vertrawt : Hat wol gebawt : im himel vnd auf erden : wer sich verlest vf Jesum [. . .]a)3)

Kommentar

Aus architekturgeschichtlichen Gründen wird das Haus in den Anfang des 17. Jahrhunderts datiert. Das in Inschrift B zitierte Kirchenlied lag seit 1572 in gedruckter Form vor4). Die in A und B unterschiedlich ausgeführten Buchstaben lassen darauf schließen, daß die Inschriften nicht zur gleichen Zeit angebracht wurden.

Textkritischer Apparat

  1. Fortsetzung durch die moderne Schieferverkleidung der Giebelseite verdeckt. Zu ergänzen ist sinngemäß ‘Christ, dem muß der Himmel werden’.

Anmerkungen

  1. Ps. 37,25.
  2. Ps. 37,26.
  3. Wackernagel 3, Nr. 1213 S. 1042f.
  4. Von Wackernagel, ebd., wird als Erstbeleg eine Sammlung geistlicher Lieder angeführt, die 1571 zusammengestellt und 1572 in Erfurt gedruckt wurde und Joachim Magdeburg zugeschrieben wird.

Nachweise

  1. Kdm. Stadt Goslar, S. 399.
  2. Bonhoff, Hausinschriften, S. 20.
  3. Griep, Bürgerhaus, S. 135.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 126 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0012608.