Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 115 St. Jakobi 2. H. 16. Jh. ?

Beschreibung

Wandmalerei zwischen zwei Fenstern an der Wand des südlichen Seitenschiffs mit Übermalungen, 1931 freigelegt, 1952 und 1973 behandelt und 1986 gesichert1). Über der überlebensgroßen Figur des bärtigen Apostels Jakobus mai. in Pilgertracht sind in dunkler Farbe auf dem hellen Putz der Titulus (A) und ein Satz des Credo-Texts aufgemalt (B). Ursprünglich bestand der Credo-Zyklus wohl aus zwölf Textteilen, die von den zwölf Aposteln gesprochen wurden2).

Maße: H. ca. 230 cm, Bu. ca. 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B).

Julia Zech [1/1]

  1. A

    S. IACOBVS. M(AIOR)

  2. B

    Der empfangen ist vom Heiligen geist / geboren von der Jungfrouw Maria

Kommentar

Die Malereien wurden bislang in einen zeitlichen Zusammenhang mit dem Umbau der ursprünglichen Basilika zur gotischen Hallenkirche gestellt, der spätestens im Jahr 1516 abgeschlossen war3); bald danach sollen die Darstellungen angebracht worden sein. Aufgrund der verwendeten Frakturschrift kann die Darstellung jedoch keinesfalls vor der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden sein4).

Die Zuweisung einzelner Sätze des Glaubensbekenntnisses an bestimmte Apostel beruht auf der Legende, daß sie bei ihrer Trennung je einen Satz des Glaubensbekenntnisses sprachen, damit die Einheitlichkeit der von ihnen verkündeten christlichen Lehre gewahrt bliebe, und ist seit der Zeit der Kirchenväter belegt. Gemäß der Anordnung in zwei für die mittelalterliche und nachmittelalterliche Kunst traditionsbildenden pseudoaugustinischen Sermones des 6. Jahrhunderts folgt der von Jakobus mai. gesprochene Satz an dritter Stelle nach denen von Petrus und Johannes Ev.5).

Anmerkungen

  1. Vgl. Bistum Hildesheim, Referat für Kirchliche Denkmalpflege, Zander, S. 46.
  2. Nach Griep, Kunstwerke 1 H, S. 17, war „an einer anderen Stelle der Nordwand (...) der 11. Artikel ‘Auferstehung des Fleisches’ zu entziffern“.
  3. Vgl. dazu A1 1496, A1 1513?.
  4. Vgl. die 1561 entstandenen Wandmalereien im sog. Apostelzimmer des Mönchehauses, die ebenfalls in (heute überformter) Frakturschrift ausgeführt sind (Nr. 84). Eine der Literatur folgende Einordnung in die Zeit vor der Reformation ist auch deshalb auszuschließen, weil mit Ausnahme von -frouw neuhochdeutsche Wortformen vorliegen.
  5. Vgl. E. Wernicke, Die bildliche Darstellung des apostolischen Glaubensbekenntnisses in der deutschen Kunst des Mittelalters, in: Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule und Haus 29, 1887, S. 102–105, 123–126, 135–139, 155–160, 171–175; 30, 1888, S. 10–15; 31, 1889, S. 42–46, 59–64; 35, 1893, S. 20–27, 41–46, 72–79, hier Bd. 29, 1887, S. 136–138. Vgl. auch die bezüglich der Inschriften des Einbecker Radleuchters von 1420 angestellten Überlegungen (DI 42 [Einbeck], Nr. 9).

Nachweise

  1. Griep, Kunstwerke 1 H, S. 17.
  2. Griep, Kunstwerke 2, Abb. 47 S. 54.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 115 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0011505.