Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 112 St. Jakobi 1592

Beschreibung

Taufbecken, Kupfer, mit Bronzefarbe gestrichen, 1934 restauriert1). Das pokalförmige Becken ist seit 1973 am Westende des Mittelschiffs aufgestellt2). Der runde Fuß wird von fünf knienden Putten getragen. Der Schaft ist walzenförmig mit nur wenig verdicktem Nodus, das flache Becken weist eine senkrechte Wandung auf und wird durch Spitzkehlen in buckelig gewölbte Segmente geteilt. Inschrift A läuft um die Zarge des Fußes, B um den oberen Abschluß des Beckens, C um den unteren Rand der Abdeckung. Auf den Segmenten des Deckels befinden sich zwölf stark nachgedunkelte und teilweise beschädigte Wappenschilde mit Beischriften. Die ersten vier Wappenschilde sind auf unmittelbar aufeinanderfolgenden Segmenten angebracht; zwischen allen weiteren Wappenschilden ist jeweils ein Segment ausgespart. Alle Inschriften sind aufgemalt. Inschrift A sowie die Wappenschilde und deren Beischriften sind teilweise beschädigt bzw. die aufgetragenen Farben stark nachgedunkelt.

Maße: H. (einschließlich Deckel) ca. 200 cm, Du. 83 cm, Bu. 4 cm (A), 3 cm (B, C), 0,7 cm (Wappenbeischriften).

Schriftart(en): Kapitalis.

Inschriftenkommission Göttingen [1/2]

  1. A

    WIE VIEL EWER GETAVFFT SIND DIE HABEN IESVM CHRISTVM ANGEZOGEN3)

  2. B

    · ES SIE DEN DAS IEMAND GEBORN WERDE AVS DEM WASSER VND GEIST SO KAN EHR NICHT IN DAS REICH GOTTES KOMEN4). IOHAN: III. 1592

  3. C

    · NACH SEINER BARMHERZIGKEIT, MACH EHR VNS SELIG DVRCH DAS BADT, DER WEDERGEBVRT, VND ERNEWERINGE DES HEILIGEN GEISTES5). TITO: III

  4. Wappen mit Beischriften:

    ILSABE VSLER6)
    CHRISTOFF SANDER. DER. B. / BERGWERCK OBERVERWALTER7)
    MAGDALENA IACOBS.8)
    CHRISTOFF SANDER. BERG/HEVPTMAN.9)
    HEVA SANDER9)
    SOPHIA SANDER9)
    ILSABE · SANDER7)
    ANNA · SANDER7)
    HEIDEWIG SANDER7)
    IVRGEN GEDION. SANDER7)
    HEINRICH. IVLIVS. SANDER7)
    IVLIVS SANDER9)

Kommentar

Das Taufbecken entstand in einer Zeit, als in der heute katholischen Kirche St. Jakobi noch protestantische Gottesdienste abgehalten wurden. Es zählt nicht zu den 1807 aus dem aufgelösten Augustiner-Chorherrenstift Riechenberg übernommenen Ausstattungsstücken10).

Bei den beiden in der Inschrift genannten Personen mit Namen Christoph Sander handelt es sich um Vater und Sohn (zu ersterem vgl. Nr. 106). Die Quellen sind vielfach nicht eindeutig einem von ihnen zuzuordnen, zumal beide in der landesherrlichen Bergwerksverwaltung tätig waren11). Bei den jeweils vor ihnen genannten Frauen Ilsabe (von) Uslar und Magdalena Jacobs handelt es sich um beider Ehefrauen12). Jürgen Gidion und Heinrich Julius Sander sind Namen der jüngeren Brüder Christoph Sanders d. J.13). Sophia Sander, die Ehefrau des Cosmus Sander, pachtete 1601 zusammen mit ihrem Mann ein Grundstück, das dem Petersbergstift gehörte14).

Anmerkungen

  1. Vgl. ‘Historischer Fund in der Goslarer Jakobikirche’, Hannoversches Tageblatt 18.2.1934.
  2. Vgl. Bistum Hildesheim, Referat für Kirchliche Denkmalpflege, Zander, S. 58–60; Gidion, S. 81f. Das Becken wird erwähnt in Kdm. Stadt Goslar, S. 154.
  3. Gal. 3,27.
  4. Jh. 3,5.
  5. Tit. 3,5.
  6. Wappen zerstört.
  7. Wappen Sander (geteilt, oben Brustbild wilder Mann, unten drei Pfähle; vgl. Bonhoff/Griep, Nr. 1474, dort nicht ganz zutreffend wiedergegeben).
  8. Wappen Jacobs (Adler; ebd., Nr. 804).
  9. Wie Anm. 7; Wappen beschädigt.
  10. Vgl. Herbst u. a., S. 18f. In Deutsche Renaissance (o. S.) wird als ursprünglicher Standort des Taufbeckens irrtümlicherweise das Riechenberger Stift angegeben.
  11. In einer Urkunde (StA Goslar, Urkunde Stadt Goslar Nr. 1355 [1605 Juni 26]) wird Christoph (d. J.), Christoph Sanders Sohn, mit dem Zehnt u. a. im Amt Seesen belehnt, der auch seinem Vater verliehen war. Georg Gidion Sander und Heinrich Julius werden als jüngere Brüder des Begünstigten erwähnt.
  12. Vater von Ilsabe Uslar, der Ehefrau Christophs d. Ä., war Heinrich von Uslar (vgl. Nr. 106); auch Bonhoff/Griep, S. 84, 96.
  13. Vgl. Anm. 11.
  14. StA Goslar, Urkunde Petersbergstift Nr. 136 (1601 Nov. 5).

Nachweise

  1. Gidion, S. 82.
  2. Herbst u. a., S. 18.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 112 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0011204.