Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 109† St. Peter und Paul zum Frankenberge 1585

Beschreibung

Grabdenkmal des Pastors Stephan Kampferbeck aus Velthusen1). Über die Art der Ausführung ist nichts bekannt.

Inschrift nach Heineccius.

  1. D(eo) O(ptimo) M(aximo) S(acrum)Reverendus et Opt(imus) Vir sincera pietate doctrina et Virtute praestantissimus D(omi)n(us) M(agister) Stephanus Kanferbek Velthusensis qui et Scholasticae disciplinae in hac urbe moderator peritissimus et ecclesiae in hoc templo SS Petri et Pauli Ap(ostolorum)a) Pastor vigilantissimus fuit bonis omnibus carus suis desideratus in ipso aetatis flore annum agens vigesimum nonum Anno Christi Salvatorisb) MDLXXXV mense Junio D(ie) XIV in functione pia pie defunctus ad coelestem Dei et beatorum Angelorum consuetudinem migravit

    EpitaphiumQui teneram culta formavit sedulus arteAetatem coeli semina fulcra soliQuique sacrum Christi bene rexit Pastor ovileFecit et officii munera jussa suiHic Kanferbecius situs est florentibus annisQuem parcens nulli parca maligna tulitQuantum isto fecit properato funere damniGrex sacer amissum jure flet ille decusHic etenim norat coelestis dogmata verbiOmnia de veris fontibus hausta DeiPerque artes caput extulerat doctasque camoenasQuis sine tractari res bene sacra nequitMente gravem promte decorabat gratia linguaeGrata gregi fundens fulmina grata DeoVita erat exemplum sanctum et venerabile morumSophrosynes jungens cum pietate decusVitam dignus erat multos producere in annosSed coelo haud mundo debitus ille fuitNon ergo ereptus nobis sed sede receptusAetherea fruitur jam propiore DeoHosque inter mundo qui sunt pia jura professiSplendorem clari sideris instar habetMilitia exacta pulcra de fronde coronamExpectat semper cui suus extat honosMulta viri virtus extentos vivet in annosObruit haud illam quod tegit ossa solumQui Christo vitam et virtuti accomodat omnemHuic famam virtus conferet astra Deus

Übersetzung:

Dem besten höchsten Gott geweiht.

Der ehrwürdige und beste Mann von aufrichtiger Frömmigkeit, Bildung und Tugend, der ausgezeichnete Herr Magister Stephan Kampferbeck aus Velthusen, der in dieser Stadt der verständigste Lehrer der Schulerziehung und ein sehr fürsorglicher Pastor der Gemeinde in dieser Kirche der heiligen Apostel Peter und Paul war, von allen Guten geschätzt, von den Seinen vermißt, gerade in der Blüte der Jugend, im Alter von 29 Jahren, im Jahr Christi des Erlösers 1585, am 14. Juni in frommer Pflichterfüllung fromm gestorben, ist zur himmlischen Gemeinschaft Gottes und der heiligen Engel hinübergegangen.

Grabschrift:

Der die zarte Jugend eifrig mit studiertem Wissen zu Stützen der Erde und Samen des Himmels geformt hat und der den heiligen Schafstall Christi als Hirte gut gelenkt und die ihm auferlegten Pflichten seines Amtes erfüllt hat, Kampferbeck, er ruht hier, den die mißgünstige Parze, die niemanden schont, in blühenden Jahren hinwegraffte. Den so großen Verlust, den sie durch diesen vorschnellen Tod erlitten hat, beweint die heilige Herde zu recht als verlorenen Schmuck. Denn dieser kannte die Lehren des himmlischen Wortes, die ganz geschöpft waren aus den wahrhaftigen Quellen Gottes. Mit Wissenschaften und den gelehrten Musen, ohne die die heilige Aufgabe nicht gut versehen werden kann, hatte er sein Haupt erhoben. Den von Charakter Würdevollen zierte die gefällige Anmut seiner behenden Sprache, die der Herde und Gott gefällige Blitze schleuderte. Sein Leben war ein heiliges und moralisch ehrwürdiges Vorbild, das die Zierde der Weisheit mit Frömmigkeit verband. Würdig war er, sein Leben über viele Jahre fortzuführen; aber er war dem Himmel, nicht der Erde bestimmt. Nicht also ist er uns entrissen, sondern aufgenommen im Wohnsitz des Himmels genießt er schon Gottes Nähe. Bei denen, die in der Welt frommes Recht geübt haben, besitzt er Glanz gleich einem leuchtenden Stern. Nachdem er seinen Dienst vollendet hat, erwartet er eine Krone von schönem Laub, er, dessen Ehre immer besteht. Die vielfältige Tugend des Mannes wird über weite Jahre lebendig bleiben, sie begräbt nicht die Erde, die die Gebeine bedeckt. Der sein ganzes Leben Christus und der Tugend weiht, dem wird die Tugend Ruhm, Gott die Gestirne bereiten.

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Stephan Kampferbeck war von 1582–1585 Inhaber der ersten Pfarrstelle der Frankenberger Kirche, vorher deren Rektor2). Der Inschrift zufolge war er auch als Lehrer tätig und starb im Alter von 29 Jahren am 14.6.1585.

Textkritischer Apparat

  1. App. Heineccius.
  2. Salvatoris] Servatoris Heineccius.

Anmerkungen

  1. Nur in der Grafschaft Bentheim läßt sich ein Ort namens Veldhausen nachweisen (vgl. Müllers Großes Deutsches Ortsbuch, Wuppertal 111956, S. 988; nicht mehr in der 26. Auflage von 1996 aufgeführt). Auch Veltheim (Kr. Wolfenbüttel) als Herkunftsort scheint möglich (vgl. Orbis latinus, hg. von J. G. Th. Graesse, neu bearb. von Friedrich Benedict, Berlin 1909, S. 322).
  2. Meyer, Pastoren 1, S. 336.

Nachweise

  1. Heineccius, S. 485a.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 109† (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0010904.