Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 105 St. Cosmas und Damian zum Markte 1581

Beschreibung

Kanzel, Holz, farbig gefaßt. Acht Rundbogenfelder außen am Treppenaufgang und an der Brüstung zeigen Reliefdarstellungen biblischer Szenen. Inschriften A–H sind unterhalb der einzelnen Szenen in viereckigen Feldern vor dunklem Hintergrund aufgemalt. Innerhalb der ersten Szene, des Sündenfalls (A1), findet sich im unteren Bildbereich eine Künstlersignatur (A2). Weiterhin sind Johannes Bap. und das Lamm Gottes (B), Maria und Elisabeth (C), die Verkündigung an Maria (D), die Geburt Jesu (E), die Kreuzigung (F), die Auferstehung (G) und die Himmelfahrt Christi (H) dargestellt. Inschrift I ist am oberen Rand der Brüstung auf der Rahmung der Bildfelder aufgemalt. Die ebenso ausgeführte zweite Künstlersignatur und die Jahreszahl (K) befinden sich am unteren Rand des Schalldeckels der Kanzel. Die lateinischen Inschriften sind mit Interpunktionszeichen versehen.

Maße: H. (Brüstung) ca. 130–140 cm, Bu. ca. 3 cm (A–H), 5 cm (I), 4 cm (K).

Schriftart(en): Kapitalis.

Jennifer Moos [1/2]

  1. A1IN ADAM OMNES MORIMVR / IN CHRISTO VIVIFICAMVR1).A2H · S ·

  2. B

    AGNVS DEI QVI TOL=/LIT PECCATA MVNDI.

  3. C

    COLLOQVIA PIA / ET SALVTARIA.

  4. D

    AVE GRATIOSA, DO=/MINVS TECVM2).

  5. E

    O BEATVS PARTVS / ILLE, VIRGO CVM / PVERPERA.

  6. F

    OBLATVS EST, QVIA VOLVIT3).

  7. G

    RESVRREXIT PROP=/TER JVSTIFICATIO=/NEM NOSTRI4).

  8. H

    ASCENDENS IN ALTVM, / DONA DAT HOMINIBVS5).

  9. I

    HA · AC · 2 · HIE STEH/E · ICH · VF · MEINER WA/RTE · VND · TRETE · VF · / MEINE · FESTE · GEBE · A/CTVNG · DRVF · WAS · MI/R · VOM · HERN · GESAGT · / WIRT · AN · DIE · FROMEN · VND · AN · DIE · GOTLOSEN6)

  10. K

    H · 1581 S ·

Übersetzung:

Wir alle sterben in Adam, in Christus werden wir lebendig. (A1)

Das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt fortnimmt. (B)

Fromme und erlösende Reden. (C)

Sei gegrüßt, Gnadenvolle, der Herr ist mit dir. (D)

O jene glückliche Geburt, als die jungfräuliche Gebärerin ... (E)

Er ist geopfert worden, weil er es gewollt hat. (F)

Er ist auferstanden zu unserer Rechtfertigung. (G)

In die Höhe emporsteigend gibt er den Menschen (seine) Gaben. (H)

Versmaß: Hymnenvers (E).

Kommentar

Alle H weisen einen nach unten ausgebuchteten Querbalken auf, N ist gelegentlich retrograd ausgeführt. Hinter dem Monogramm H S hat man den Stifter der Kanzel und Goslarer Bürgermeister Hans Staes7) oder den Braunschweiger Bildhauer Hans Seek vermutet 8). Ein Meister dieses Namens ist jedoch nicht eindeutig nachzuweisen.

Anmerkungen

  1. Nach I Cor. 15,22.
  2. Nach Lc. 1,28.
  3. Is. 53,7.
  4. Nach Rm. 4,25.
  5. Nach Eph. 4,8.
  6. Nach Hab. 2,1.
  7. So Crusius, S. 284; Kdm. Stadt Goslar, S. 134; Deutsche Renaissance (o. S.).
  8. Meier, Stadt, S. 100. Drei Braunschweiger Epitaphien aus den frühen achtziger Jahren des 16. Jahrhunderts weisen ebenfalls die Künstlersignatur H S auf und werden Hans Seek zugeschrieben. Das H zeichnet sich jeweils durch eine charakteristische Ausbuchtung des Querbalkens aus, die sich auch in den beiden Monogrammen der Marktkirchenkanzel findet.

Nachweise

  1. Kdm. Stadt Goslar, S. 136.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 105 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0010509.