Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 104 St. Cosmas und Damian zum Markte 1581

Beschreibung

Leuchter, Messing, gegossen, an der Wand des südlichen Querschiffs befestigt, möglicherweise aus der Stiftskirche St. Simon und Judas. Der Leuchter besteht aus einem schwenkbaren, S-förmigen Arm mit einer Traufschale und einem runden Teller, der an der Wand befestigt ist. Inschrift A ist beidseitig auf dem hinteren Stück des Arms plaziert. Auf jeder Seite des durch den kreisförmig eingerollten Leuchterarm gebildeten Innenfeldes ist ein Wappen zu sehen. Inschrift B ist auf dem Teller in zwei konzentrischen Kreisen angebracht1). Die Inschriften sind erhaben vor schraffiertem, vertieftem Hintergrund ausgeführt; der eingravierte Name des Stifters und das Datum sind auf dem inneren Kreis angebracht.

Maße: L. ca. 90 cm, Du. (Teller) 26 cm, Bu. 2,5–3 cm (A), Bu. 2 bzw. 0,8 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Inschriftenkommission Göttingen [1/3]

  1. A

    QVI MALE AGIT / ODIT LVCEM2)

  2. B

    IOAN(NI) · MENTO · IMPER(IALIS) : ECC(LESI)AE · SS · AP(OSTO)L(O)R(VM) · SIMON(IS) : ET · IVDAE · CAN(ONICVS) · SENIOR · D(OCTOR) · D(ECRETORVM) · // HANS MARTEN : AN(NO) · 1·5·8·1 · 2[9]a) AVGSTb)

Übersetzung:

Wer übel handelt, haßt das Licht. (A)

Dem Johannes Mente, Senior-Kanoniker der kaiserlichen Kirche der heiligen Apostel Simon und Judas, Doktor des Kirchenrechts. (B)

Wappen:
Mente3)Marten4)

Kommentar

Ähnliche Buchstabenformen auf dem Leuchter und dem 1573 von Magnus Karsten gegossenen Taufbecken der Marktkirche (Nr. 97, Inschriften A und B) deuten darauf hin, daß auch der Leuchter von diesem Gießer angefertigt wurde. Beide Inschriften weisen etwa M mit schräggestellten Hasten und nur bis auf die Mittellinie reichendem Mittelteil, D mit leicht nach rechts gebogener Haste, N mit geschwungener Schräghaste sowie keilförmige Hastenverbreiterungen auf.

Ein Hans Marten besaß Häuser in der Bergstraße und in der Schilderstraße5). Die Identität mit der in der Inschrift genannten Person ist jedoch nicht gesichert, weil ein Hans Marten im Jahr 1577 bereits als verstorben bezeichnet wird6). Johannes Mente ist als Kanoniker und Senior-Kanoniker an St. Simon und Judas nachzuweisen7). Auf welchem Weg der Leuchter in die Marktkirche gelangte, ist nicht bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzung nach Kdm. Stadt Goslar.
  2. Richtig AVGVST oder AVGVSTI.

Anmerkungen

  1. Genauere Beschreibung: Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Cosmas und Damian zum Markte, Wandersleb, Nr. 15.
  2. Io. 3, 20.
  3. Wappen Mente (nach links steigender Löwe mit Krummstab; Bonhoff/Griep, Nr. 1138, 1091).
  4. Wappen Marten (gespalten, halbes Pferd und zwei Pfähle; ebd., Nr. 1137).
  5. StA Goslar, Häuserbuch 1546–1587, B 3646, 1577/1153; ebd., Urkunde Großes Heiliges Kreuz Nr. 6a (1568 Juni 24).
  6. Vgl. StA Goslar, Häuserbuch (wie Anm. 5), 1577/1148.
  7. Vgl. die Briefe des Johannes Mente aus den Jahren 1574 und 1575 (StA Goslar, Bestand B [unverzeichneter Teil], Domstift; auch ebd., Urkunde Domstift Nr. 802 [1592?]).

Nachweise

  1. Kdm. Stadt Goslar, S. 137f mit Abb. 130.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 104 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0010402.