Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 78 St. Cosmas und Damian zum Markte vor 1528

Beschreibung

Kelch, Silber, vergoldet. Die breite, mehrfach getreppte Zarge des sechspaßförmigen Fußes ist mit feinem Maßwerk ausgefüllt. Auf dem Fuß ist eine Kreuzigungsgruppe mit dem eingravierten Kreuzestitulus A, auf dem Übergang zum sechskantigen Schaft ein Blattfiligranstreifen aufgelötet. In die Rotuli des Nodus sind Rubine in Maßwerk eingearbeitet. Die trichterförmige Cuppa sitzt in einem Korb aus Maßwerk und Blattfiligran. Die Inschriften B und C befinden sich oberhalb und unterhalb des Nodus auf dem Schaft; die Buchstaben sind aus dem schraffierten Hintergrund herausgearbeitet. Der Kelch wurde 1980 restauriert1).

Maße: H. 17 cm, Du. ca. 11 cm, Bu. 0,2 cm (A), 0,9 cm (B, C).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Inschriftenkommission Göttingen [1/1]

  1. A

    INRI

  2. B

    I H E S V S

  3. C

    M A R I A H

Kommentar

Byzantinisches M, epsilonförmiges E und die mit Nodi versehenen Hasten des I und Querbalken des H weisen die Schrift als frühhumanistische Kapitalis aus. Die Verwendung dieser Schriftart macht eine Datierung des Kelches ins späte 15. Jahrhundert oder ins erste Viertel des 16. Jahrhunderts2) wahrscheinlich. Die Anrufung Mariens weist auf eine Entstehung in vorreformatorischer Zeit. Kelche, die sich durch in Maßwerkkörbe eingebettete Cuppae auszeichnen, wurden vor allem in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im mittleren und östlichen Deutschland sowie in Polen und Ungarn hergestellt3).

Anmerkungen

  1. Genauere Beschreibung vgl. Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Cosmas und Damian zum Markte, Wandersleb, Nr. 2.
  2. Zur frühhumanistischen Kapitalis in Goslar vgl. Einleitung, S. XXVIIIf.
  3. Vgl. Joseph Braun, Das christliche Altargerät in seinem Sein und seiner Entwicklung, München, 1932, hier S. 99, 150.

Nachweise

  1. Kdm. Stadt Goslar, S. 136.
  2. Griep, Kunstwerke 1 A, S. 23.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 78 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0007807.