Inschriftenkatalog: Stadt Goslar
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 45: Stadt Goslar (1997)
Nr. 30 Goslarer Museum 1430–1440
Beschreibung
Altarretabel, Malerei auf Holz. Es stammt aus der Stiftskirche St. Simon und Judas, wurde nach deren Abriß in der Kaiserpfalz aufbewahrt und befindet sich seit 1933 im Museum. Vor der Aufstellung dort wurde es restauriert1). Die Figuren stehen in Architekturnischen vor purpurnem Hintergrund. Im Mittelfeld ist Gottvater thronend dargestellt, den Gekreuzigten haltend, über dessen Kopf die Taube des Hl. Geistes (Gnadenstuhl), rechts und links zwei Engel mit Spruchbändern (A, B), links unten der kniende Stifter mit Spruchband (C), im Chorhemd und mit Tonsur. Links von dieser Szene steht Maria mit dem Kind, rechts Johannes Bap. Auf der Innenseite des linken Altarflügels sind Johannes Ev. und die hl. Katharina, auf dem rechten die Apostel Judas Thaddäus und Thomas zu sehen. Die Inschriften sind in schwarzer Farbe auf hellem Grund, die Worttrenner paragraphzeichenförmig ausgeführt. Die Malereien auf den Außenflügeln sind nicht erhalten.
Maße: H. 81 cm, Br. (des Mittelteils) 162 cm, Bu. ca. 2 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
o · adoranda · t(ri)nitas2)
- B
o · veneranda · vnitas
- C
per · te · svm(vs) · s(alv)atia)
Übersetzung:
O anzubetende Dreiheit. (A)
O verehrenswerte Einheit. (B)
Durch dich sind wir gerettet. (C)
Textkritischer Apparat
- s(alv)ati] s(erv)ati Griep.
Anmerkungen
- Griep, Kunstwerke 1 G, S. 9.
- Vgl. Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Eine Blütenlese aus den Analecta Hymnica, hg. von Guido Maria Dreves, revidiert von Clemens Blume, 2. Teil: Hymnen unbekannter Verfasser, Leipzig 1909, S. 176 (O veneranda trinitas).
- Hölscher, Gottesdienst, S. 13.
- So Alfred Stange, Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer, 3 Bde., München 1967–1978, Bd. 1: Köln, Niederrhein, Westfalen, Hamburg, Lübeck und Niedersachsen, München 1967, Nr. 768 S. 234; auch ders., Deutsche Malerei der Gotik, 11 Bde., München 1934–1961, Bd. 3: Norddeutschland in der Zeit von 1400–1450, Berlin 1938, S. 188. Ein Johannesaltar befand sich in der nördlichen Nebenapsis. Vgl. das einer Chronik beigegebene Reliquienverzeichnis: in der afsiden na deme norden Johannes baptista unde ewangelista (Chronik des Stiftes S. Simon und Judas in Goslar, S. 601 [ndt.], S. 607 [lat.]).
- Vgl. Stange, Verzeichnis (wie Anm. 4), S. 231, 234; auch ders., Malerei (wie Anm. 4), S. 190.
Nachweise
- Mithoff, Kunstdenkmale, S. 46.
- Kdm. Stadt Goslar, S. 32 (A, B).
- Griep, Kunstwerke 1 G, S. 7–9.
Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 30 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0003007.
Kommentar
Die Darstellung und die Spruchbänder der Engel im Mittelteil des Retabels könnten auf seine Bestimmung für einen Trinitätsaltar verweisen. Eine Kapelle S. Crucis et S. Trinitatis befand sich im Westteil der Kirche, offenbar östlich der heutigen Vorhalle, im Unterschied zu dieser jedoch nicht als Anbau, sondern innerhalb des Seitenschiffs3). Aufgrund der Figuren von Johannes Bap. und Johannes Ev. ist auch vermutet worden, das Retabel könnte auf dem Johannesaltar gestanden haben4). Die Gestaltung des von Säulen getragenen Architekturrahmens in Verbindung mit der Identifizierung des Malers als Meister des 1424 entstandenen Göttinger Barfüßeraltars legt eine Datierung des Retabels ins vierte Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts nahe5).