Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 21 Kaiserpfalz 1320

Beschreibung

Grabplatte des Arnold, Sandstein, trapezförmig. Sie wurde 1871 bei Grabungen am Petersbergstift im Hof des Kreuzgangs gefunden, wo Bestattungen vorgenommen wurden1); bis 1995 war sie in der Vorhalle der Stiftskirche St. Simon und Judas aufgestellt. In der Mitte der Grabplatte ist ein stilisiertes Kreuz eingeritzt (Pfahl, der oben in einem Kreis und unten in einem Dreieck endet). Die eingehauene Inschrift beginnt in der linken oberen Ecke und setzt sich an den beiden Langseiten fort; die untere Schmalseite, die gleichzeitig die Basis des Dreieckornaments im Mittelfeld der Platte bildet, trägt keine Inschrift. Die Abstände zwischen den Buchstaben werden an der linken Langseite größer.

Maße: H. 190 cm, Br. oben 72 cm, unten 54 cm, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. + ANNO · MILLENO / · TRECENTENO·Q(VE) · VIGENO+ ARNOLD · DECES/SIT · CVM · CRISTO · SPERO · QVIESSIT +

Übersetzung:

Im Jahr 1320 ist Arnold gestorben. Ich hoffe, er ruht in Christus.

Versmaß: Hexameter, zweisilbig leoninisch gereimt.

Kommentar

Das kapitale N der Inschrift ist durchweg retrograd ausgeführt, die Cauda des Q weist nach links. Eine vergleichbare Darstellung hat auf zwei weiteren Goslarer Grabdenkmälern (vgl. Nr. 17, 23) Verwendung gefunden und ist wohl als stilisiertes Kreuz aufzufassen; sie wird als auf einen Sockel aufgestecktes Vortragekreuz2) und als Symbol des Golgathahügels mit dem Kreuz Jesu gedeutet3). Der Bestattete läßt sich nicht identifizieren, da außer dem Namen keine weiteren Angaben zu seiner Person gemacht werden.

Anmerkungen

  1. Vgl. Adelbert Hotzen, Mittheilungen über die Ausgrabungen auf dem Petersberge vor Goslar, in: Zs. des Harzvereins 8, 1875, S. 262–272, Anhang, Abb. 1 (c), zum genauen Fundort. Nach Hotzen, S. 268, wurden außerdem mehrere Schieferplatten entdeckt, die stark verwittert waren.
  2. Vgl. Ernst Borgwardt, Die Typen des mittelalterlichen Grabmals in Deutschland, phil. Diss. Freiburg/Br. 1939, S. 31.
  3. Vgl. die Abb. bei Hotzen (wie Anm. 1), Anhang, Abb. 4 (die Gestalt der Buchstaben wird hier vielfach unzutreffend wiedergegeben); Kdm. Stadt Goslar, Abb. 57 S. 60. Die Vermutung von Griep, Kunstwerke 1 K, S. 14, es handele sich um ein „altes Kultzeichen“ aus vorchristlicher Zeit, nämlich um ein „auf einer Säule erhöhte(s) Sonnenrad“, ist nicht zu belegen.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 48.
  2. Kdm. Stadt Goslar, S. 60 Abb. 57.
  3. Arnd, Abb. 2 S. 78.
  4. Griep, Kunstwerke 1 K, S. 14.
  5. Arnold, Nr. 7.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 21 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0002108.