Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 15 Goslarer Museum 2. H. 13. Jh. ?

Beschreibung

Fragment der Grabplatte eines Priesters, Sandstein, im Innenhof des Museums. Nur das obere Drittel ist erhalten und läßt unter einem Rundbogen einen Priester im Meßgewand erkennen, der einen abgedeckten Kelch in der rechten und ein Buch in der linken Hand hält. Der aus zwei Bruchstücken bestehende Stein ist stark abgetreten, die eingehauene Inschrift mit Ausnahme von drei Buchstaben zerstört. Die Grabplatte wurde zusammen mit dem Sarkophag, auf dem sie heute liegt, mehrere Male ausgegraben und wieder vergraben, zuletzt um 1900 im ehemaligen Bergdorf am Fuß des Rammelsbergs außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern1). Danach waren sie im Großen Heiligen Kreuz aufgestellt und befinden sich jetzt im Innenhof des Museums.

Maße: H. 90 cm, Br. 75 cm, Bu. ca. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalisbuchstaben.

  1. [. . .] · IO[.] · I[. . .]a)

Kommentar

Aufgrund einer nicht mehr nachvollziehbaren, über die drei erkennbaren Buchstaben hinausgehenden Lesung der Inschrift wird in der Literatur die Identifizierung des Bestatteten mit einem 1260 als rector der Kuratkapelle St. Johannis erwähnten Bertholdus Honestus erwogen2). Jedoch ist die ursprüngliche Zugehörigkeit der Grabplatte zu St. Johannis nicht gesichert.

Nach Griep3) sind das Priestergrab sowie die Denkmäler für den Vogt Giselbert (Nr. 10) und für den Vogt Volkmar (II.) und seine Frau (Nr. 11) von demselben Steinmetzen angefertigt worden. Wohl aus diesem Grund datiert er die Grabplatte um 1260.

Textkritischer Apparat

  1. Steinberg und Griep lesen ...ANI. JOH. B..R... und erwägen die Ergänzung (Pleb)ani (Sancti) Joh(annis) (in) B(a)r(gedorpe). Diese Ergänzung setzt voraus, daß der Standort der Kapelle mit deutschem Namen angegeben war. Bis weit ins 14. Jahrhundert wurde der Name jedoch auf Latein abgefaßt bzw. war dessen geographischer Bezugspunkt nicht das Bergdorf, sondern der Rammelsberg oder die Stadtmauern Goslars. So 1277 (UB Goslar 2, Nr. 239 S. 271): ecclesie sancti Johannis ante montem Rammesberg; 1304 (UB Goslar 3, Nr. 84 S. 58f): ecclesie sancti Johannis ante montem Ramesberch; auch 1316 (ebd., Nr. 393 S. 265): plebano sancti Johannis apud Goslariam. Der früheste Beleg einer deutschen Ortsbezeichnung der Kapelle stammt aus dem Jahr 1365 (ebd., Nr. 841 S. 623): sancte johanse in deme Bergdorpe vor Goslere.

Anmerkungen

  1. Griep, Kunstwerke 1 K, S. 11.
  2. Vgl. Anm. a. Griep, Kunstwerke 1 K, S. 11, nach Sigfrid Steinberg, Figürliche Grabplastik des 13. Jahrhunderts in Goslar, in: Montagsblatt (Wissenschaftliche Wochenbeilage der Magdeburgischen Zeitung) 21.2.1927, S. 62f, hier S. 62. Vgl. UB Goslar 2, Nr. 69 S. 152: Bertholdi dicti Honesti, rectoris ecclesie sancti Johannis baptiste extra muros Goslarienses ante montem qui Ramesberch vulgariter nuncupatur. Zu dieser Urkunde vgl. Graf, Kap. II.1.2.1. ‘Kuratkapellen’; zur Kapelle vgl. ebd., Anhang A, Nr. 109.
  3. Griep, Kunstwerke 1 K, S. 12.

Nachweise

  1. Kdm. Stadt Goslar, Abb. 207 S. 204.
  2. Sigfrid Steinberg, Figürliche Grabplastik des 13. Jahrhunderts in Goslar, in: Montagsblatt (Wissenschaftliche Wochenbeilage der Magdeburgischen Zeitung) 21.2.1927, S. 62f, hier S. 62.
  3. Griep, Kunstwerke 1 K, S. 12.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 15 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0001500.